Jens Böhrnsen (SPD) bleibt Bürgermeister. FDP scheitert bei der Bürgerschaftswahl

Bremen/Berlin. Die seit 2007 regierende rot-grüne Koalition in Bremen kann gestärkt mit großer Mehrheit an der Macht bleiben. Die SPD verbuchte bei der gestrigen Bürgerschaftswahl nach Hochrechnungen Stimmenzuwächse und wird - wie in den vergangenen 65 Jahren - mit Amtsinhaber Jens Böhrnsen wieder den Regierungschef des kleinsten Bundeslandes stellen. Die Grünen überholten erstmals bei einer Landtagswahl die CDU und wurden zweitstärkste Kraft. Eine rechnerisch mögliche grün-schwarze Regierung hatte die grüne Finanzsenatorin und Spitzenkandidatin Karoline Linnert schon vor der Stimmabgabe kategorisch ausgeschlossen. Die FDP konnte von der neuen Bundesspitze um Parteichef Philipp Rösler nicht profitieren und verpasste den Wiedereinzug in das Landesparlament deutlich. Die Linkspartei verlor Stimmen, zieht aber wieder in die Bürgerschaft ein. Nach der ARD-Hochrechnung von 22.38 Uhr erreicht die SPD 37,9 Prozent der Stimmen, die Grünen 22,9, die CDU 20,4, die Linke 5,8 und die FDP 2,8 Prozent. Nach einer Hochrechnung des Landeswahlleiters dagegen kommt die SPD auf 38,8 Prozent, die Grünen auf 22,0. Die CDU erreicht noch 20,1 Prozent, die Linke liegt bei 6,4, die FDP bei 2,5 Prozent.

Zugleich zeichnete sich ein Negativrekord bei der Wahlbeteiligung ab. Sie sank einer Prognose zufolge von 57,6 (2007) auf 53,6 Prozent. Erstmals durften in einem Bundesland 16- und 17-Jährige an einer Landtagswahl teilnehmen. Sie machten fast 10 000 der rund 500 000 Wahlberechtigten aus. Wegen des komplizierten Wahlsystems wird mit dem vorläufigen amtlichen Endergebnis erst am Mittwoch gerechnet.

In der Abstimmung spiegeln sich auch bundesweite Trends. So konnten die Grünen von der Atomdebatte nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima profitieren und erreichten wie zuvor in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz ihr bislang bestes Ergebnis. Umgekehrt schaffte die FDP keine Trendwende, obwohl die Partei mittlerweile ihr Spitzenpersonal ausgetauscht hat.

Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz sieht den sachlichen Kurs seiner Partei in Ballungsräumen bestätigt. "Die SPD ist in den großen Städten erfolgreich. Sie stellt in den deutschen Stadtstaaten den Ministerpräsidenten - in Hamburg, Bremen und Berlin", sagte Scholz, der vor drei Monaten in Hamburg die absolute Mehrheit erzielt hatte. SPD-Chef Sigmar Gabriel sprach von einem "Riesenerfolg". Von einem Trend, wonach die SPD vor allem in Stadtstaaten stark sei, wollte er aber nicht sprechen. Er verwies auf Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz, wo es SPD-geführte Regierungen gibt.

Der Grünen-Fraktionschef im Bundestag, Jürgen Trittin, bezeichnete das Ergebnis als "Steilvorlage" für die Berliner Spitzenkandidatin Renate Künast. Zur möglichen Festlegung eines Kanzlerkandidaten für die Bundestagswahl 2013 wollte er sich nicht äußern. Zunächst stünden Wahlen in Mecklenburg-Vorpommern, Berlin, Schleswig-Holstein und Niedersachsen an.

CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe sprach von einer "schmerzhaften Niederlage" und einer "herben Enttäuschung". Er sagte in der ARD: "Es ist schwer, Volkspartei in einer Großstadt zu sein." CDU-Spitzenkandidatin Mohr-Lüllmann sagte: "Es gab leider keine Wechselstimmung."