Berlin/Hamburg. Das Wochenende wird zum Härtetest für die Stormversorgung. Am Sonnabend nimmt RWE das leistungsstarke Atomkraftwerk Emsland für eine Routinekontrolle vom Netz. Zehn Tage lang werden dann nur noch vier der 17 deutschen Atomkraftwerke Strom erzeugen. Die Energiekonzerne sehen die Gefahr eines größeren Blackouts. "Die Lage ist angespannt, aber wie seit Beginn des Moratoriums tun wir alles, um das Netz stabil zu halten", sagte Joëlle Bouillon, Sprecherin des Netzbetreibers Tennet, dem Abendblatt. "Aber wir haben nur noch einen dünnen Sicherheitspuffer."

Es sei unwahrscheinlich, dass in Hamburg an diesem Wochenende überraschend das Licht ausgehe, sagt auch Volker Kamm, Sprecher des Unternehmens 50Hertz Transmission, das in Hamburg das Höchstspannungsnetz betreibt. Die Sicherheitsreserven seien aber aufgebraucht.

Am Montag wollen die vier deutschen Netzbetreiber eine Erklärung abgeben, ob die Netzstabilität auch bei dauerhafter Stilllegung von Kernkraftwerken gewährleistet ist.

CSU-Chef Horst Seehofer setzte sich unterdessen in der parteiinternen Ausstiegsdebatte durch. Der Vorstand beschloss am Freitagabend in Kloster Andechs nach siebeneinhalb Stunden kontroverser Diskussion den Atomausstieg bis spätestens 2022. Nach Angaben von CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt gab es keine Gegenstimmen, sondern nur sechs Enthaltungen.

Die SPD debattierte in Berlin über ihr Energiekonzept. Sie will bis 2020 den letzten Meiler herunterfahren. Parteichef Sigmar Gabriel kritisierte die Kanzlerin: "Angela Merkel ist ein echter Verfassungsrowdy im Umgang mit dem Parlament", sagte er wegen der knappen Beratungszeit für den Bundestag. Merkel strebt beim Ausstieg einen Konsens mit der Opposition an. Diese befürchtet, vor vollendete Tatsachen gestellt zu werden.