Laut Statistik insgesamt weniger Verbrechen in Hamburg

Berlin/Hamburg. Die Zahl der Verbrechen in Hamburg ist 2010 insgesamt um gut fünf Prozent auf 224 775 gesunken. Das geht aus der Polizeilichen Kriminalstatistik hervor, die Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) am Freitag in Berlin vorstellte. Die Zahl der Straftaten im gesamten Bundesgebiet hat zudem erstmals seit der Wiedervereinigung die Sechs-Millionen-Marke unterschritten. Gegenüber 6,054 Millionen im Jahr 2009 sank die Zahl um zwei Prozent auf 5,93 Millionen Straftaten.

Dagegen nahmen die Straftaten im Internet von 2009 zu 2010 um 8,1 Prozent zu - mit mehr als 220 000 Fällen der bisher höchste Wert. In 82 Prozent der Fälle handelt es sich um Betrugsdelikte. Auffällig stieg auch die Zahl der Fälle, bei denen Daten ausgespäht oder abgefangen werden. Auch der Kreditkartenbetrug stieg um 11,9 Prozent. Der Vorsitzende der Innenministerkonferenz, Boris Rhein (CDU), forderte von den Internetanbietern höhere Sicherheitsstandards. Zudem müsse die internationale Zusammenarbeit verbessert werden, so Hessens Innenminister.

Die Polizeibeamten in Thüringen haben mit 65,3 Prozent die bundesweit beste Aufklärungsquote. Wie das Abendblatt bereits berichtete, lag die Aufklärungsquote in der Hansestadt mit 46,2 Prozent so niedrig wie in keinem anderen Bundesland. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 56 Prozent der Verbrechen aufgeklärt, also mehr als in 2009 mit 55,6 Prozent - dem bisherigen Spitzenwert. "Die Gesamtaufklärungsquote sagt wenig über die Qualität von polizeilicher Ermittlungsarbeit aus", sagte Hamburgs Polizeisprecher Andreas Schöpflin. In der Statistik seien auch viele Delikte wie versuchter Wohnungseinbruch enthalten. "Das sind viele Taten, bei denen es wenig Spuren und keine Zeugen gibt. Da haben wir geringe Aufklärungsquoten."

Der Statistik zufolge ist die Kriminalität in den Stadtstaaten Berlin, Bremen und Hamburg am größten. In Berlin kommen 13 800 Straftaten auf 100 000 Einwohner, in Bremen sind es 13 500 und in Hamburg 12 700. Das kriminellste Flächenland ist im Schnitt Brandenburg (8100 Straftaten pro 100 000 Einwohner). Die niedrigste Kriminalität verzeichnet mit rund 5000 Vorfällen pro 100 000 Einwohnern Bayern. Tendenziell gibt es ein Gefälle von Nord nach Süd.

Jede vierte Straftat wird im einwohnerstärksten Bundesland Nordrhein-Westfalen begangen. Das Saarland fällt mit einem Anteil von 1,2 Prozent dagegen kaum ins Gewicht. Schleswig-Holstein konnte seine Straftaten im Jahresvergleich am deutlichsten eindämmen (-8,8 Prozent). Allein Brandenburg (+1,9 Prozent) und Sachsen (+4,0 Prozent) hatten mit einer erhöhten Kriminalität zu kämpfen. Die Gesamtzahl der Tatverdächtigen ging den Angaben zufolge um 1,6 Prozent auf 2,15 Millionen zurück. In der Polizeilichen Kriminalstatistik werden alle angezeigten Straftaten registriert. Ob ein Tatverdächtiger verurteilt oder freigesprochen wird, spielt dabei keine Rolle.

Die Jugendkriminalität in Großstädten und sozialen Brennpunkten ist weiterhin sehr hoch, obwohl insgesamt die Jugendkriminalität überproportional zurückging (-6,9 Prozent). Der Anteil jugendlicher Tatverdächtiger bei der Gewaltkriminalität sank um 9,9 Prozent. Die Kriminalstatistik zeichnet nach Ansicht der Gewerkschaft der Polizei (GdP) jedoch ein verzerrtes Bild der Kriminalitätsbedrohung. "Es hat sich seit Langem erwiesen, dass diese Statistik nicht das entsprechende Sicherheitsgefühl und das Sicherheitsgeschehen in Gänze wiedergibt", sagte GdP-Chef Bernhard Witthaut im Südwestrundfunk. "Diese Statistiken können sehr wohl so manipuliert werden, dass nach außen hin alles gut dasteht." Es gebe etwa Versuche, einen aufgeklärten Einbruch dreifach zu erfassen, indem als separate Delikte Hausfriedensbruch und Sachbeschädigung dazu gezählt würden.