Berlin. FDP-Chef Philipp Rösler hat auf dem Bundesparteitag der Liberalen am Sonnabend in Rostock angekündigt, seine Partei werde sich nicht an dem "Überbietungswettbewerb" für einen möglichst schnellen Abschied von der Kernenergie beteiligen. Der Wirtschaftsminister sagte, die Liberalen seien in der hitzig geführten Atomdebatte die "Stimme der Vernunft".

Nach einem neuen Beschluss will die FDP neben dem Salzstock Gorleben schon jetzt weitere Endlager-Optionen für hochradioaktiven Atommüll prüfen. Bisher setzte die FDP - wie auch die schwarz-gelbe Bundesregierung - ausschließlich auf die vollständige Erkundung des Standorts Gorleben in Niedersachsen. Nun einigten sich die Delegierten auf die Formulierung: "Die FDP befürwortet es, Gorleben zu Ende zu erkunden und zugleich rückholbare Endlager-Konzepte in tiefen geologischen Formationen oder gesicherten baulichen Einrichtungen zu prüfen." Alle Bundesländer seien aufgefordert, sich "in gesamtstaatlicher Verantwortung" an diesem Prozess zu beteiligen. Der Umweltpolitiker Michael Kauch sagte, es gehe vor allem um geologische Formationen wie Ton oder Schiefer in Süddeutschland.

Baden-Württembergs neuer Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne), der auch Endlager in Süddeutschland ins Gespräch gebracht hatte, knüpfte unterdessen die Standortfrage eines Endlagers für Atommüll an den Ausstieg aus der Atomenergie. "Bevor man nicht den letzten Meiler endgültig stillgelegt hat, wird man nirgendwo ein Atomendlager durchsetzen können", erklärte Kretschmann im Nachrichtenmagazin "Spiegel". Bis dahin müsse man ernsthaft nach einem geeigneten Standort suchen, "und suchen heißt natürlich, dass man auch finden darf. Sonst ist es eine Mogelpackung."

Die geplante Energiewende mit einem zügigen Atomausstieg wird aus Sicht von Umweltminister Norbert Röttgen (CDU) nur zu geringen Strompreiserhöhungen führen. "Das wird sich alles sehr moderat verhalten", sagte er dem "Focus".