Familienministerin Kristina Schröder fordert mehr Geld für künstliche Befruchtung

Berlin/Hamburg. Als Louise Brown im Sommer 1978 geboren wurde, war Robert Edwards zwar nicht ihr leiblicher Vater. Und doch hätte es Brown nie gegeben ohne Edwards - den Erfinder der künstlichen Befruchtung beim Menschen. In Deutschland sind mit Hilfe der auch als In-vitro-Fertilisation bekannten Methode bisher etwa 200 000 Kinder geboren worden. Nun fordert Familienministerin Kristina Schröder (CDU) mehr Geld für künstliche Befruchtung und eine Lockerung der Adoptionsregelungen. "Ich finde es unerträglich, wenn Kinderwünsche am Geld scheitern", sagte sie der "Süddeutschen Zeitung". Die Politik müsse Paaren helfen, die auf natürlichem Wege keine Kinder bekommen könnten.

Vor sieben Jahren hatten sich die SPD-geführte Bundesregierung und die Opposition von der Union darauf verständigt, die Hilfen für künstliche Befruchtungen zu kürzen. Bis zur damaligen Gesundheitsreform hatten die gesetzlichen Krankenkassen vier Versuche zur künstlichen Befruchtung komplett bezahlt, seither wird für maximal drei Versuche die Hälfte der Kosten übernommen. Im Jahr nach der Entscheidung halbierte sich die Anzahl der Versuche von gut 80 000 auf 37 000. Seither ist sie langsam wieder gestiegen. Eine Variante könnte nun sein, zur alten Regelung zurückzukehren.

Die Grünen unterstützen den Vorstoß der Ministerin. Für die Betroffenen sei ungewollte Kinderlosigkeit eine große Belastung, sagte die Familienexpertin der Grünen im Bundestag, Katja Dörner, dem Abendblatt. "Doch wir werden die Ministerin erst loben, wenn sie konkrete Forderungen auch durchsetzt", sagte Dörner. Mit der derzeitigen Finanzierung sei die Erfüllung des Kinderwunschs auch eine soziale Frage, ergänzte die Grünen-Politikerin. Das müsse sich ändern.

Eine künstliche Befruchtung kostet zwischen 3200 und 5000 Euro. Die Altersgrenze liegt bei 40 Jahren für Frauen und 50 Jahren bei den Männern. Durchschnittlich jeder vierte Versuch ist dabei erfolgreich. Derzeit geben die Krankenkassen rund 76 Millionen Euro im Jahr für künstliche Befruchtungen aus. Ein Sprecher des Gesundheitsministeriums sagte dem Abendblatt, Details der Pläne der Ministerin seien nicht bekannt. Man warte nun auf konkrete Vorschläge von Schröder.

Bei den Adoptionen schlägt Schröder eine Lockerung der Altersobergrenze von 40 Jahren vor. Die Familienministerin will zudem die Auflage aufweichen, dass ein Elternteil dem Kind "die ungeteilte Zuwendung" zukommen lassen soll. Deshalb können bislang nicht beide Partner berufstätig sein.