Kassel. Zu den Kundgebungen der Gewerkschaften zum Tag der Arbeit sind nach Zählung des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) gestern bundesweit 423 000 Menschen auf die Straße gegangen - vor einem Jahr waren es noch etwa 40 000 mehr. Zu der geringeren Beteiligung in diesem Jahr dürfte das Ende der Osterferien mit beigetragen haben. Nach den Worten von DGB-Chef Michael Sommer lag die Zahl der Teilnehmer dennoch "deutlich über unseren Erwartungen". Er wertete dies als "deutliches Signal an die Bundesregierung, ihre unsoziale, ungerechte Politik zu ändern und ihre Blockadehaltung in Sachen gesetzlichem Mindestlohn aufzugeben".

Auf den gut 400 Mai-Kundgebungen forderten die Gewerkschaften faire Löhne, gute Arbeit und soziale Sicherheit. "Der 1. Mai ist kein Feiertag, sondern ein Tag, an dem wir für unsere Rechte als arbeitende Menschen demonstrieren", sagte Sommer auf der zentralen DGB-Kundgebung in Kassel. Er forderte einen gesetzlichen Mindestlohn von 8,50 Euro pro Stunde und gleichen Lohn für Stamm- und Leihbeschäftigte. Zugleich befürwortete er die Öffnung des deutschen Arbeitsmarktes für Arbeitnehmer aus Osteuropa: "Sie sind willkommen." Dies gelte aber nicht für die Arbeitgeber, die auf billige Arbeiter aus dem Osten hofften.