Berlin. Über Jahrzehnte hinweg hat der Jesuitenorden sexuellen Missbrauch und Gewalt gegen Kinder in seinen Einrichtungen systematisch vertuscht. Das geht aus dem Abschlussbericht hervor, den die Missbrauchsbeauftragte des Ordens, Ursula Raue, gestern vorgestellte. Seit Bekanntwerden von Missbrauchsfällen am Berliner Jesuiten-Kolleg im Januar hätten sich 205 Opfer gemeldet, sagte die Berliner Rechtsanwältin. Die Vorwürfe richteten sich gegen zwölf Patres, von denen bereits sechs verstorben seien, und zwei weltliche Mitarbeiter. Die Übergriffe hätten sich in den 60er- und 80er-Jahren ereignet. Betroffen seien neben der Berliner Einrichtung die Schulen St. Blasien (Schwarzwald), St. Ansgar (Hamburg), das Aloisiuskolleg (Bonn) sowie die ehemalige Jesuiteneinrichtung Immaculata (Büren/Westfalen). Laut Raue hatten die Schläge meist eine sexuelle Komponente. "Man wusste, da ist einer, der fummelt gerne, und der andere hatte den Spitznamen ,Pavian'." Die Männer seien aber nur versetzt und "verschoben" worden.