Ziel ist eine den Kirchen gleichberechtigte Religionsgemeinschaft

Berlin. Die Deutsche Islamkonferenz (DIK) will den Islam-Unterricht an Schulen und die Ausbildung von Imamen verbessern. Für beide Formen der religiösen Unterweisung sollten Modellkonzepte entwickelt werden, kündigte Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) gestern zum Auftakt der Veranstaltung an.

Außerdem sollten die muslimischen Gemeinschaften dabei unterstützt werden, sich wie Kirchen den Status von Körperschaften des öffentlichen Rechts zu erarbeiten. Ziel sei es, dass die Muslime in Deutschland gleichberechtigt die Rechte von Religionsgemeinschaften ausüben könnten. Der Diskurs über die Teilhabe der Muslime müsse an den Küchentischen geführt werden und nicht nur im akademischen Raum, forderte de Maizière. Dennoch sei Differenzierung wichtig: Wo es etwa um die Benachteiligung von Frauen gehe, müsse geklärt werden, ob die Probleme durch den Islam selbst oder nicht vielmehr durch die Sichtweise einer bestimmten islamischen Gesellschaftsschicht ausgelöst würden.

Die Deutsche Islamkonferenz ist eine Plattform für den Dialog zwischen dem Staat und Vertretern der rund vier Millionen Muslime in Deutschland. Der damalige Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) hatte sie 2006 ins Leben gerufen, um die Integration der Muslime voranzubringen. In der gestern begonnenen zweiten Phase wollen die Mitglieder in den kommenden Jahren die Ergebnisse der ersten Runde von Gesprächen in der vergangenen Legislaturperiode umsetzen.

Für Streit im Vorfeld hatte aber der Umstand gesorgt, dass zwei große islamische Dachverbände bei der Konferenz fehlen: der Islamrat und der Zentralrat der Muslime in Deutschland. Der Islamrat war wegen Ermittlungen gegen einige seiner Funktionäre ausgeladen worden - der Zentralrat wiederum blieb dem Treffen aus Protest fern. Er beschwerte sich über eine zu geringe Beteiligung von Moscheegemeinden und beklagte eine mangelhafte Behandlung des Themas Islamfeindlichkeit auf der Konferenz. Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) warf de Maizière deshalb gestern vor, er habe sich in dem "unwürdigen wochenlangen Gezeter" um die Teilnahme des Zentralrats der Muslime "nicht als Brückenbauer gezeigt" und unnötig Vertrauen verspielt.

Der Minister konterte, die Debatte sei beendet. Nun gehe es um Inhalte. Dabei bekam er Unterstützung von Kenan Kolat, dem Vorsitzenden der Türkischen Gemeinde in Deutschland. "Auch ohne die Beteiligung von Islamrat und Zentralrat der Muslime ist die DIK voll handlungsfähig", sagte Kolat dem Abendblatt. "Der Islamrat kann zurückkehren, wenn die Ermittlungen abgeschlossen sind. Und der Zentralrat der Muslime wäre ohnehin besser beraten gewesen, seine Kritik von innen vorzubringen und die Veranstaltung nicht zu boykottieren." Das Thema Islamophobie werde überdies "sehr wohl" auf der Konferenz behandelt. Er selbst habe das mit angeregt. Die Gesprächsatmosphäre sei "angenehmer als vor vier Jahren", da sich keiner der Teilnehmer als "Scharfmacher" entpuppt habe. Außerdem säßen Muslime und Staatsvertreter nunmehr sprichwörtlich an einem Tisch: "Das war sehr gut."