Zum Abschluss des Ökumenischen Kirchentages ruft der katholische Kirchentagspräsident Alois Glück zu einem neuen Aufbruch auf

München. Das Wetter ist kühl, die Stimmung dafür umso herzlicher: Mit einem fröhlichen Gottesdienst unter freiem Himmel ist der 2. Ökumenische Kirchentag in München zu Ende gegangen. Unter bunten Regenschirmen und mit dicken Jacken feiern rund 100 000 Menschen auf der Theresienwiese bei Nieselregen und Kälte. "Die Ökumene ist wetterfest", rief der katholische Kirchentagspräsident Alois Glück den Gläubigen zu und forderte mit dem evangelischen Präsidenten Eckhard Nagel auf: "Lasst uns gemeinsam einen neuen Aufbruch wagen!"

Jubel in der Menschenmenge - viele Gläubige hoffen auf einen Aufbruch zu einem Erneuerungsprozess. Beim Abschlussgottesdienst forderten Glück und Nagel zudem einen neuen Vorstoß für ein gemeinsames Abendmahl der christlichen Kirchen. Glück sagte, viele Menschen litten daran, dass es keine Eucharistiegemeinschaft gebe. Die orthodoxe und die katholische Kirche lehnen eine Abendmahlsgemeinschaft mit den Protestanten bislang ab. "Ich appelliere an alle, die in Theologie und Kirche Verantwortung tragen: Wir brauchen hier dringend eine Lösung!", sagte Nagel.

Zuvor hatte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, den Kirchentag gewürdigt. "Wir durften hier in München abwechslungsreiche und anregende Tage ökumenischer Verbundenheit erleben. Wir durften spüren und erfahren: Der Glaube an Gott führt zusammen und gibt Kraft", sagte er.

Glück ging auch auf die Missbrauchsfälle ein: Die katholische Kirche sei dadurch in einer schweren Vertrauenskrise. "Wir leiden an unserer Kirche, wir leiden mit unserer Kirche. Aber sie ist weiter unsere Kirche", sagte er. Er hoffe, dass die Krise zu einer neuen, "einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit zwischen Laien, Priestern und Bischöfen führt", sagte Glück. Der katholische Münchner Erzbischof Reinhard Marx sagte, es werde anerkannt, "dass wir bei diesem Thema auf Aufklärung und Aufarbeitung setzen".

Die Debatte um Zölibat und Erneuerung in der katholischen Kirche soll unterdessen von einer "Steuerungsgruppe" vorangetrieben werden. Laut "Spiegel" plant die Bischofskonferenz ein Gremium, das in den nächsten zwei Jahren als eine Art Denkfabrik mithelfen soll, die Kirche aus der Krise zu führen. Dabei gehe es um eine komplette "Überprüfung des Verhältnisses der Kirche zum gesellschaftlichen und staatlichen Leben in Deutschland", zitiert das Magazin einen Vertreter der Bischofskonferenz.