Sponsoring-Affäre und Griechenland-Krise haben sie verschreckt

Hamburg. Nach Ansicht der Forschungsgruppe Wahlen konnte der Wahlverlierer und bisherige Ministerpräsident Jürgen Rüttgers nicht von seinem Amtsbonus profitieren. Die CDU-Verluste basierten auf einem "relativen Defizit" des Spitzenkandidaten Rüttgers und seiner Partei sowie "kritischer Distanz gegenüber Schwarz-Gelb". Bei Themen wie dem Arbeitsmarkt etwa hat die SPD stark aufgeholt und liegt mit der CDU jetzt fast auf einem Niveau. In der Schul- und Bildungspolitik hat die CDU ihren Kompetenzvorsprung von 2005 klar an die SPD verloren. Das künftige Schulsystem war für 78 Prozent relevant, die Griechenland-Krise hingegen für 56 Prozent und die CDU-Affären im Land nur für 38 Prozent der Befragten.

Auch nach Einschätzung von Forsa-Chef Manfred Güllner gehen die Verluste der CDU zu einem guten Teil auf Rüttgers' Konto: "Die Sponsoring-Affäre hat ihn und seine Partei erst Sympathie gekostet - und dann Stimmen." Außerdem habe die Griechenland-Krise gerade die CDU-Klientel abgehalten, überhaupt an die Urne zu gehen: "Aus lauter Angst vor Inflation, Arbeitslosigkeit, Wirtschaftsdepression und aufgrund des Gefühls, die CDU - dieses Mal in Berlin - könne sie davor auch nicht bewahren, sind sie zu Hause geblieben."

Auch Emnid-Chef Klaus-Peter Schöppner glaubt, dass der CDU die geringe Wahlbeteiligung schadete: "Vor allem die wertkonservativen Wähler in den kleinen und mittleren Städten verweigerten sich diesmal überproportional der CDU."

Die Stimmenverluste der CDU ziehen sich durch fast alle Bevölkerungsgruppen. Stark blieb sie nur bei den über 60-Jährigen mit 43 Prozent. Die SPD holt wie die CDU ihr bestes Resultat bei den über 60-Jährigen. Die Grünen können bei den Jüngeren punkten. Die Linke rekrutiert ihre Wähler besonders bei Arbeitslosen und ist mit 16 Prozent hier fast so stark wie die CDU.