Josef Grünwald: “Es darf nichts vertuscht und unter den Teppich gekehrt werden“

Augsburg. Der Interimsnachfolger des zurückgetretenen Bischofs Walter Mixa hat sein Amt "mit Bangen" angetreten. Der Diözesanadministrator Josef Grünwald (73) sagte in Augsburg, er wolle das Vertrauen der Gläubigen zurückgewinnen. "Es darf nichts vertuscht und unter den Tisch gekehrt werden", sagte Grünwald. Die Vorwürfe gegen Mixa müssten aufgeklärt werden.

Grünwald forderte von der Kirche "ehrliche Selbstkritik und Selbsterkenntnis". Grünwald wird das Bistum so lange leiten, bis der Papst einen Nachfolger für Mixa berufen hat. "Die Menschen sind aufgewühlt und enttäuscht, aber es muss weitergehen", sagte Grünwald. Er stellte klar, dass das Bistum Augsburg Mixa nicht angezeigt habe. Allerdings habe man die Staatsanwaltschaft über Vorwürfe sexueller Belästigung informiert.

Gleichzeitig widersprach Grünwald verschiedenen Berichten, das Domkapitel habe einen aufwendigen Lebensstil Mixas toleriert. Teure Umbauten im bischöflichen Palais zu Mixas Amtsantritt seien "notwendige Sicherheitsvorkehrungen" gewesen.

Die Staatsanwaltschaft will die Namen möglicher Missbrauchsopfer bei den Untersuchungen gegen Mixa weiter unter Verschluss halten. Außerdem stellten die Behörden klar, dass eine Person, die im Internet fälschlicherweise als vermeintliches Missbrauchsopfer Mixas namentlich genannt wurde, nicht Teil der Untersuchungsakten sei. Das teilte der leitende Oberstaatsanwalt in Ingolstadt mit. Der im Internet genannte 26-Jährige ließ nach einem Bericht des "Donaukuriers" über einen Anwalt inzwischen verbreiten, er habe mit dem Fall Mixa nicht das Geringste zu tun. Der "Donaukurier" hatte einen Internetdienst zitiert, dem zufolge der Mann als vermeintliches Mixa-Opfer den Missbrauch bestritten habe. Im Fall Mixa laufen Vorermittlungen wegen des Verdachts auf sexuellen Missbrauch eines Minderjährigen. Es soll sich um einen Fall aus Mixas Zeit als Eichstätter Bischof (1996 bis 2005) handeln.

Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) erklärte, der Fall Mixa sei inmitten der Missbrauchsfälle eine besondere Belastung. ZdK-Präsident Alois Glück sagte, die jüngste Entwicklung zeige auch, "dass die Leitlinien der Bischöfe zum Umgang mit Missbrauchsfällen ohne Ansehen von Rang und Person konsequent angewandt werden".