Bundespräsident ruft zu Erinnerung und Versöhnung auf

Dachau. Als erster amtierender Bundespräsident hat Horst Köhler (CDU) das ehemalige Konzentrationslager Dachau besucht und gemeinsam mit Überlebenden und Angehörigen der Befreiung des Lagers durch die Alliierten vor 65 Jahren gedacht. "Sie schenken mir und anderen Mut und Zuversicht, dass wir doch als Menschen in der Lage sind, uns zu versöhnen", sagte Köhler. Der Name Dachau stehe heute für eine "lebendige Kultur der Erinnerung".

Den US-Soldaten, die am 29. April 1945 das Konzentrationslager nordwestlich von München befreiten, bot sich ein schrecklicher Anblick. 32 000 Menschen, ausgezehrt und krank, waren auf engstem Raum in den Baracken des Lagers eingepfercht. "Es war ein Schock für uns, diese Leidenden zu sehen", erinnerte sich der ehemalige US-Soldat Alan Lukens. "Doch dann haben wir gesehen, wie sie sich freuen, dass wir da sind. Das war ergreifend."

Das KZ Dachau wurde am 22. März 1933 als das erste, dauerhafte Konzentrationslager im dritten Reich errichtet, nur zwei Monate nach der Machtergreifung Hitlers. In dem Lager wurden zunächst vor allem politische Gegner des NS-Regimes "zusammengezogen", bald darauf auch Juden, Sinti und Roma, Angehörige verschiedener Glaubensrichtungen sowie andere, von den Nationalsozialsten als "Asoziale" und "Kriminelle" bezeichnete Menschen.

"Ich höre noch das Gebrüll: ,Kein Häftling darf lebend in die Hände des Feindes kommen'", erinnert sich der Überlebende Eugeniusz Badzynski an den Tag der Befreiung. Mit 16 Jahren wurde er aus Polen nach Dachau deportiert. Aber auch von der Freude über das Ende des Martyriums erzählt Badzynski, dessen Hinrichtung schon für den Abend des 29. April festgelegt war. "Es war ein Wunder."

"Sie haben in all den Jahren nie Rache und Vergeltung das Wort geredet, sondern immer Zeichen der Versöhnung gesetzt", bedankte sich Bundespräsident Köhler bei den Überlebenden und Angehörigen. In seiner Ansprache rief er auch dazu auf, die Erinnerung aufrechtzuerhalten, "um nie zu vergessen, wohin Diktatur, Rassismus, Überlegenheitswahn führen".