Berlin/München. Weniger Mittel für die Kampagne machen den Wahlkampf härter. Das meiste Geld hat die Union – auch wegen der Trennung in CDU und CSU.

  • Die Parteien betreiben mit sehr unterschiedlichem Budget ihren Wahlkampf
  • Besonders viel Geld hat die Union zur Verfügung
  • Der Status der CSU als eigenständiger Partei verschafft der Union klare Vorteile

CDU und CSU gehen mit einem Millionenvorteil in die Bundestagswahl 2017: Kanzlerin Angela Merkel und die beiden Unionsparteien verfügen über deutlich mehr Geld in der Wahlkampagne als die SPD und Herausforderer Martin Schulz.

Die Bundes-SPD hat nach Angaben des Willy-Brandt-Hauses in diesem Jahr einen Wahlkampfetat von 24 Millionen Euro eingeplant. CDU und CSU zusammen werden mehr ausgeben: Der Etat der CDU allein beläuft sich auf 20 Millionen Euro.

Die CSU nennt zwar keine Zahl, doch belief sich das Budget für die Land- und Bundestagswahlen 2013 auf neun Millionen Euro, wie dem CSU-Rechenschaftsbericht für 2013 zu entnehmen. In diesem Jahr ist mit einer in etwa vergleichbaren Größenordnung zu rechnen, wie es in München heißt.

Die FDP gibt am wenigsten aus – trotz hoher Spendeneinnahmen

Informationsmaterial zum SPD-Kanzlerkandidaten Martin Schulz im Willy-Brandt-Haus in Berlin.
Informationsmaterial zum SPD-Kanzlerkandidaten Martin Schulz im Willy-Brandt-Haus in Berlin. © dpa | Wolfgang Kumm

Die drei kleineren Parteien geben naturgemäß weniger aus: Die Linke beziffert ihren Etat auf 6,5 Millionen Euro, die Grünen auf 5,5 Millionen Euro. Die FDP gibt mit fünf Millionen Euro am wenigsten aus, obwohl die Liberalen über ein Vielfaches der Spendeneinnahmen verfügen.

Doch das Scheitern an der Fünf-Prozent-Hürde 2013 hatte zur Folge, dass die staatlichen Zuschüsse und damit die flüssigen Mittel der FDP stark schrumpften. Die AfD reagierte als einzige Partei nicht auf die Frage nach der Höhe ihres Wahlkampfbudgets.

Zu den Ausgaben der Parteizentralen für die Dachkampagnen hinzu kommen noch die Gelder, die die Kandidaten und örtlichen Parteiverbände in den Bundestagswahlkreisen ausgeben - bei den großen Parteien sind pro Wahlkreis etwa 30.000 bis 40.000 Euro üblich.

Politik zum Anfassen: Die Gaga-Motive

"Politik zum Anfassen": So sieht die Berliner "Partei"-Kandidatin Maria von Bolla von hinten aus - auf ihren Plakaten. © Maria von Bolla | Maria von Bolla
Alle Plakatmotive will sie Zug um Zug auf ihrer Facebook-Seite vorstellen.
Alle Plakatmotive will sie Zug um Zug auf ihrer Facebook-Seite vorstellen. © Maria von Bolla | Maria von Bolla
Die Wäschestücke hat sie aus Second-Hand-Läden.
Die Wäschestücke hat sie aus Second-Hand-Läden. © Maria von Bolla | Maria von Bolla
Sie habe aber auch Dinge verarbeitet, die sie auf der Straße gefunden habe.
Sie habe aber auch Dinge verarbeitet, die sie auf der Straße gefunden habe. © Maria von Bolla | Maria von Bolla
Einige der Plakate haben bereits Liebhaber gefunden: Sie wurden geklaut.
Einige der Plakate haben bereits Liebhaber gefunden: Sie wurden geklaut. © Maria von Bolla | Maria von Bolla
Mit den Motiven sieht Maria von Bolla das Versprechen von Martin Sonneborn eingelöst: reiner Sex-Wahlkampf, der an Primitivität und Plakativität nicht zu überbieten ist.
Mit den Motiven sieht Maria von Bolla das Versprechen von Martin Sonneborn eingelöst: reiner Sex-Wahlkampf, der an Primitivität und Plakativität nicht zu überbieten ist. © Maria von Bolla | Maria von Bolla
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Trennung von CDU und CSU bringt klare Vorteile

Für die Union jedenfalls hat die Trennung in zwei Parteien handfeste Vorteile – und nicht nur, weil CSU-Politiker im Gegensatz zu SPD-Landesvertretern regelmäßige Gäste in bundesweiten Fernseh-Talkrunden sind. Der Status der CSU als eigenständiger Partei verschafft der Union einen massiven finanziellen Vorteil.

Einerseits spart sich die CDU im Bundestagswahlkampf die Ausgaben für Bayern, mit 13 Millionen Einwohnern das zweitgrößte Bundesland. Und andererseits verfügt die CSU über weit höhere Finanzmittel als ein bloßer CDU-Landesverband. Das liegt daran, dass die CSU als Partei staatliche Zuschüsse des Bundes erhält - im Jahr 2015 waren es laut Rechenschaftsbericht 13,4 Millionen Euro.

Mitglieder der Jungen Union tragen bei einem Wahlkampfauftritt der Bundeskanzlerin in Bremen T-Shirts mit der Aufschrift
Mitglieder der Jungen Union tragen bei einem Wahlkampfauftritt der Bundeskanzlerin in Bremen T-Shirts mit der Aufschrift "Kanzlerinfan" und "Voll muttiviert". © dpa | Jörg Sarbach

Vorteil für die Unionsseite in Bayern am größten

So ist es auch zu erklären, dass der finanzielle Vorteil für die Unionsseite in Bayern am größten ist. Die Landesverbände der anderen Parteien haben den Wahlkampfmillionen der CSU-Landesleitung nichts entgegenzusetzen. Die bayerischen Grünen etwa steuern lediglich 170.000 Euro bei, die Landes-FDP 230.000.

Die Spitzenkandidaten der Bundestagswahl

Sie ist zum vierten Mal angetreten und siegte erneut: Bundeskanzlerin Angela Merkel hat mit ihrer Partei CDU die Wahl gewonnen – wenn auch mit herben Verlusten: 26,8 Prozent holten die Christdemokraten. Das sind 7,3 Prozent weniger als bei der Wahl 2013.
Sie ist zum vierten Mal angetreten und siegte erneut: Bundeskanzlerin Angela Merkel hat mit ihrer Partei CDU die Wahl gewonnen – wenn auch mit herben Verlusten: 26,8 Prozent holten die Christdemokraten. Das sind 7,3 Prozent weniger als bei der Wahl 2013. © dpa | Michael Kappeler
Auch für Bayerns Innenminister Joachim Herrmann, der als Spitzenkandidat der CSU in den Wahlkampf zog, hatte das schlechte Abschneiden seiner Partei Folgen: Zwar haben alle Direktkandidaten der CSU den Sprung in den Bundestag geschafft – von der Landesliste gelang das aber keinem. Darunter auch Herrmann.
Auch für Bayerns Innenminister Joachim Herrmann, der als Spitzenkandidat der CSU in den Wahlkampf zog, hatte das schlechte Abschneiden seiner Partei Folgen: Zwar haben alle Direktkandidaten der CSU den Sprung in den Bundestag geschafft – von der Landesliste gelang das aber keinem. Darunter auch Herrmann. © dpa | Matthias Balk
Als der ehemalige EU-Parlamentspräsident Martin Schulz zum Kanzlerkandidaten der SPD ernannt wurde, waren die Hoffnungen auf einen Machtwechsel groß. Sie zerschlugen sich: Mit Schulz als Spitzenkandidat fuhr die SPD mit 20,5 Prozent des schlechteste Ergebnis überhaupt ein.
Als der ehemalige EU-Parlamentspräsident Martin Schulz zum Kanzlerkandidaten der SPD ernannt wurde, waren die Hoffnungen auf einen Machtwechsel groß. Sie zerschlugen sich: Mit Schulz als Spitzenkandidat fuhr die SPD mit 20,5 Prozent des schlechteste Ergebnis überhaupt ein. © REUTERS | FABRIZIO BENSCH
Cem Özdemir und die Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt gingen als Spitzenduo in die Bundestagswahl. Nachdem die Grünen laut Umfragen zeitweise um den Einzug in den Bundestag bangen mussten, holten sie am Ende souverän 8,9 Prozent.
Cem Özdemir und die Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt gingen als Spitzenduo in die Bundestagswahl. Nachdem die Grünen laut Umfragen zeitweise um den Einzug in den Bundestag bangen mussten, holten sie am Ende souverän 8,9 Prozent. © imago | Jens Jeske
Sahra Wagenknecht und Dietmar Bartsch wollten den Platz der Linken als drittstärkste Kraft im Bundestag unbedingt verteidigen. Zwar holten sie 9,2 Prozent und damit mehr als bei der letzten Wahl 2013. Stärkste Opposition ist die Linke aber nicht mehr. Diesen Platz nimmt nun ausgerechnet die AfD ein.
Sahra Wagenknecht und Dietmar Bartsch wollten den Platz der Linken als drittstärkste Kraft im Bundestag unbedingt verteidigen. Zwar holten sie 9,2 Prozent und damit mehr als bei der letzten Wahl 2013. Stärkste Opposition ist die Linke aber nicht mehr. Diesen Platz nimmt nun ausgerechnet die AfD ein. © dpa picture alliance | Emmanuele Contini
Christian Lindner ist das Gesicht der FDP – und konnte die FDP wieder in den Bundestag bringen. Nur die AfD konnte den Liberalen, die 10,7 Prozent holten, den dritten Platz streitig machen.
Christian Lindner ist das Gesicht der FDP – und konnte die FDP wieder in den Bundestag bringen. Nur die AfD konnte den Liberalen, die 10,7 Prozent holten, den dritten Platz streitig machen. © picture alliance / Maurizio Gamb | dpa Picture-Alliance / Maurizio Gambarini
Alice Weidel und Alexander Gauland haben die AfD als Spitzenkandidaten auf Platz drei geführt. Insgesamt holten die Rechtspopulisten 12,6 Prozent.
Alice Weidel und Alexander Gauland haben die AfD als Spitzenkandidaten auf Platz drei geführt. Insgesamt holten die Rechtspopulisten 12,6 Prozent. © picture alliance / Uli Deck/dpa | dpa Picture-Alliance / Uli Deck
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Welche Anteile der bundesweiten Wahlkampfetats der anderen Parteien nach Bayern fließen, lässt sich nicht beantworten. Die Verwendung der Mittel werde nicht nach Bundesländern aufgeschlüsselt, heißt es übereinstimmend bei den Berliner Parteizentralen von SPD, Linken, Grünen und FDP.

Bayerische SPD liegt im Nachteil

Eine alte Faustregel in den Finanzministerien besagt, dass auf Bayern bei der Verteilung der Steuereinnahmen etwa ein Sechstel entfällt. Sofern die Parteien nicht unterschiedliche regionale Schwerpunkte setzen, dürfte es sich bei den Wahlkampfausgaben um eine ganz grob vergleichbare Größenordnung handeln.

Die bayerische SPD klagt zwar selten öffentlich über die ungleiche Kräfteverteilung. Doch vermutlich jedes aktive SPD-Mitglied in Bayern weiß, dass es sich bei weiß-blauen Wahlkämpfen auch finanziell um eine Auseinandersetzung von David gegen Goliath handelt: „Wir gehen davon aus, dass das Verhältnis der Etats bei etwa eins zu vier liegt“, sagt ein Sozialdemokrat. (dpa)