Islamabad. Wahlen in Pakistan waren in der Vergangenheit häufig Ziel von Extremisten. Nun kommt es wieder zu verheerenden Anschlägen. Die Terrormiliz IS reklamiert die Tat für sich.

Einen Tag vor der Parlamentswahl in Pakistan sind bei zwei Anschlägen mindestens 26 Menschen getötet worden. Dutzende weitere Menschen wurden bei den Attacken in der Unruheprovinz Baluchistan verletzt, wie Behördenvertreter der Deutschen Presse-Agentur mitteilten. Die Angriffe richteten sich gegen zwei Wahlkampfbüros. Bei einem der Anschläge in der Stadt Pishin riss eine an einem Motorrad befestigte Bombe 14 Menschen in den Tod.

In einem Video in den sozialen Medien, das einen der Tatorte nach der Explosion zeigen soll, waren leblose Körper zwischen einer aufgebrachten Menschenmenge zu sehen. Die beiden Wahlkreiskandidaten waren laut der Behörden zum Zeitpunkt der Angriffe nicht anwesend. Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) reklamierte den Anschlag in der Stadt Pishin für sich.

Rund 600.000 Sicherheitskräfte für Wahlen im Einsatz

Am Donnerstag wählt das südasiatische Land mit mehr als 240 Millionen Einwohnern eine neue Nationalversammlung und die Provinzparlamente. Die Sicherheitslage in der Atommacht ist seit Monaten angespannt. Laut dem geschäftsführenden Innenminister Gohar Ejaz sollen rund 600.000 Sicherheitskräfte die Wahlen schützen.

Vor allem Pakistans islamistische Taliban hatten in den vergangenen Monaten immer wieder Angriffe auf Sicherheitskräfte verübt, bei denen auch zahlreiche Zivilisten getötet wurden. Die Gruppe ist unabhängig von den in Afghanistan regierenden Taliban, strebt aber ebenfalls eine strenge Durchsetzung des islamischen Scharia-Rechts an. Die TTP hatte gleichwohl jüngst angekündigt, die Parlamentswahl nicht durch Angriffe oder Anschläge stören zu wollen. Gleichzeitig betonten sie ihre anhaltende Feindschaft gegenüber den Sicherheitsbehörden.

Die Sicherheit und das Internet

Aufgrund der volatilen Sicherheitslage hatte das pakistanische Informationsministerium am Dienstag angekündigt, in einigen Teilen des Landes am Wahltag möglicherweise das Internet zu drosseln. Dies solle die Wahrscheinlichkeit von Anschlägen senken, begründeten die Behörden die Maßnahme. Menschenrechtsorganisationen, darunter Amnesty International, riefen die pakistanische Regierung dazu auf, den Zugang zum Internet sicherzustellen.

Pakistan ist seit Jahren von mehreren Krisen gleichzeitig geplagt. Der Staat ist tief verschuldet, die Inflation sorgt für zunehmende Unzufriedenheit in der Bevölkerung. Beobachter hatten wiederholt Sorge vor einem unfairen Wahlgang ausgedrückt. Ex-Premier und Kricket-Legende Imran Khan ist inhaftiert. Anhänger seiner Oppositionspartei PTI dürfen nur als unabhängige Kandidaten antreten. Als Favorit geht der dreifache Premier und Großindustrielle Nawaz Sharif ins Rennen, der im Herbst 2023 aus dem Exil nach Pakistan zurückgekehrt und von Korruptionsvorwürfen freigesprochen worden war.