Kairo. Der Bundesregierung sind acht Fälle von Deutschen unter den von der Hamas aus Israel Verschleppten bekannt. Die Lage der Geiseln steht im Zentrum der Gespräche der Außenministerin in Ägypten.

Außenministerin Annalena Baerbock hat nach Krisengesprächen in Ägypten eindringlich an die islamistische Hamas appelliert, alle aus Israel verschleppten Geiseln freizulassen. Der Bundesregierung seien acht Fälle von deutschen Staatsangehörigen unter den Verschleppten bekannt, darunter die meisten Doppelstaatler, sagte die Grünen-Politikerin nach einem Treffen mit ihrem ägyptischen Kollegen Samih Schukri in der Hauptstadt Kairo.

Man nutze alle Kanäle, „um Informationen zu bekommen, in wessen Händen die Geiseln sind und um alles dafür zu tun, dass diese unschuldigen Menschen freigelassen werden“, ergänzte die Bundesaußenministerin.

Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur geht es bei den von Baerbock genannten Entführungsfällen um acht separate Einzelkomplexe, hinter denen teils mehr als eine Person steckt. Eine genaue Anzahl von deutschen Verschleppten nennt das Auswärtige Amt weiterhin nicht. In den vergangenen Tagen war die Rede von einer Zahl im einstelligen Bereich.

Bei ihrem Besuch in Israel am Freitag habe sie darüber intensiv mit den Angehörigen gesprochen, sagte Baerbock. Die Lage der Geiseln habe auch im Mittelpunkt ihrer Gespräche in Ägypten gestanden. Die Bundesaußenministerin hatte sich in Kairo auch mit dem türkischen Außenminister Hakan Fidan und mit dem Generalsekretär der Arabischen Liga, Ahmed Aboul Gheit, getroffen. Details aus den Gesprächen wurden noch nicht bekannt. Am Nachmittag flog Baerbock zurück nach Berlin.

Freilassung der Geiseln „Gebot der Menschlichkeit“

Die Freilassung der Geiseln „ist ein Gebot der Menschlichkeit“, sagte Baerbock. Darüber sei sie sich mit ihren Gesprächspartnern einig gewesen. Sie versicherte: „Wir werden gemeinsam alle Anstrengungen dafür unternehmen, die deutschen Geiseln, aber es gibt eben doch viele andere Nationalitäten, entsprechend freilassen zu können.“

Die Bundesregierung arbeite zudem mit Ägypten und Israel intensiv daran, Lösungen für die baldige Ausreise der deutschen Bürgerinnen und Bürger aus Gaza nach Ägypten über den Grenzübergang Rafah zu finden. Die logistischen Voraussetzungen dafür seien geschaffen. Für eine Öffnung des Grenzübergangs sei aber Sicherheit notwendig.

Baerbock: Kampf gegen Hamas mit Rücksicht auf humanitäre Lage

Die Ministerin appellierte an Israel, beim Kampf gegen die Hamas Rücksicht auf die humanitäre Situation zu nehmen. Hamas sei für die verzweifelte Lage der Menschen in Gaza verantwortlich. „Der Terror ist das Grundübel. Er muss bekämpft werden, sonst wird es keinen Frieden und keine Sicherheit geben.“ Andererseits werde neues großes Leid unter der Zivilbevölkerung in Gaza „nicht nur den Nährboden für neuen Terrorismus schaffen, sondern auch jegliche bisher erreichte Annäherungsschritte mit den arabischen Nachbarn der letzten Monate in Gefahr bringen“. Dieses terroristische Kalkül dürfe nicht aufgehen.

„Daher muss der Kampf gegen Hamas mit größtmöglicher Rücksicht auf die humanitäre Situation, auf unschuldige Frauen, Kinder, Männer geführt werden“, forderte Baerbock. „In diesem Sinne appelliere ich an alle, ob bei uns oder in der arabischen Welt, zwischen Terroristen und der Zivilbevölkerung zu unterscheiden. Der Kampf richtet sich gegen Hamas und nicht gegen die Palästinenser.“