Moskau. Kiew greift Moskau wiederholt mit Drohnen an. Mehrere Flugkörper werden auf ihrem Weg dorthin abgeschossen. Doch erneut trifft eine Drohne die Glasfassade eines bereits beschädigten Hochhauses.

Die russische Hauptstadt Moskau ist in ihrem Wolkenkratzerviertel Moskwa City erneut Ziel eines feindlichen Drohnenangriffs geworden. Mehrere Drohnen seien in der Nacht zu Dienstag bei dem Versuch, nach Moskau zu fliegen, von der Flugabwehr abgeschossen worden, teilte Bürgermeister Sergej Sobjanin in seinem Blog im Nachrichtendienst Telegram mit.

Eine Drohne habe dasselbe Hochhaus getroffen, das bereits am Sonntag Ziel einer Attacke gewesen war. Schäden gebe es in der 21. Etage des Turms, die Fassadenverglasung sei auf 150 Quadratmetern zerstört, Angaben zu Verletzten gebe es nicht, teilte Sobjanin mit.

Das russische Verteidigungsministerium sprach von einem „Terroranschlag des Kiewer Regimes“. Zwei Drohnen seien im Moskauer Gebiet abgeschossen worden von der Flugabwehr. Eine Drohne sei von der radioelektronischen Abwehr unschädlich gemacht worden, habe die Steuerung verloren und sei in Moskwa City abgestürzt. Das widersprach den zuvor von Bürgermeister Sobjanin gemachten Angaben, die auf einen gezielten Treffer schließen ließen.

Kreml: Gefahr offensichtlich

Der Kreml sieht nach dem neuen Drohnenangriff das Verteidigungsministerium in der Pflicht, Schutzmaßnahmen zu ergreifen. „Die Gefahr existiert, sie ist offensichtlich, Maßnahmen werden ergriffen“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow nach Angaben russischer Nachrichtenagenturen.

Peskow verwies an die Zuständigkeit des Verteidigungsministeriums, für den Schutz der Hauptstadt zu sorgen. Am Vortag hatte er die Attacken noch als einen „Akt der Verzweiflung“ der Ukraine bezeichnet, weil es dem Land an militärischen Erfolgen bei der Gegenoffensive fehle.

Die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, warf der ukrainischen Führung Methoden wie bei internationalen Terrororganisationen vor. Sie verglich die vergleichsweise geringen Schäden in Moskau mit dem beispiellosen Terroranschlag auf das World Trade Center in New York 2001. Dort habe es viele Opfer gegeben, sagte Sacharowa. „Aber die Methode ist doch die gleiche“, behauptete sie im Youtube-Kanal SolovievLive. Auch in Moskau sei ein ziviles Gebäude mit Büros ohne Verbindung zum Militär gewählt worden. „Und dieses Bild... Als ob sich das wiederholt“, meinte sie.

Es handele sich um „extremistische und faschistische Methoden“, sagte Sacharowa. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj versuche so, von den USA als „Sponsor des Terrorismus“ noch mehr militärische Hilfe zu erpressen. Kremlsprecher Peskow wies Sacharowas Vergleich zurück, im Kreml werde da keine „Analogie“ zu dem Flugzeuganschlag am 11. September 2001 in New York gesehen. Offiziell eingestanden hat Kiew die Drohnenattacken nicht.

„Schmerzhafte“ Attacken

In der Ukraine meinte der Experte Iwan Stupak, der viele Jahre für den Geheimdienst SBU gearbeitet hatte, das russische Abwehrsystem könne solche Angriffe nicht abwehren. „Die Attacken gegen Moskwa City gelten für den Kreml als unfassbar schmerzhaft, weil das die Unfähigkeit zeigt, das Herz der Hauptstadt zu schützen“, sagte er im staatlichen Fernsehen. Die Objekte flögen unbemerkt, hätten ganz konkrete Ziele, Fenster getroffen, sagte Stupak. Am Sonntag war ein Büro des Digitalisierungsministeriums betroffen. Das sei makellos gelaufen - direkt in den „schwachen Punkt“ des Systems von Kremlchef Wladimir Putin, sagte er.

Der russischen staatlichen Agentur Tass zufolge gab es auch auf dem Moskauer Flughafen Wnukowo wegen der Gefahrenlage erneut zeitweilig keine Starts und Landungen. Flüge seien umgeleitet worden.

Die Millionenmetropole war bereits mehrfach Ziel von Drohnenangriffen, die allerdings in keinem Verhältnis stehen zu den massenhaften Attacken Russlands in seinem Angriffskrieg gegen die Ukraine. Moskau beschießt auch die Hauptstadt Kiew immer wieder mit Drohnen, Raketen und Marschflugkörpern. Es gab in Kiew Tote, Verletzte und massive Schäden. Russland führt gegen die Ukraine seit mehr als 17 Monaten einen zerstörerischen Angriffskrieg.