Peking. Einen Monat lang rankten sich wilde Spekulationen um das Verschwinden des chinesischen Außenministers. Jetzt ist er sein Amt los.

Der seit einem Monat nicht mehr öffentlich aufgetretene chinesische Außenminister Qin Gang ist aus dem Amt entfernt worden. Wie der Staatssender CCTV berichtete, stimmte der Ständige Ausschuss des Volkskongresses bei einer Sitzung am Dienstag dafür. Sein Vorgänger Wang Yi soll erneut das Amt übernehmen. Zunächst lag noch keine Begründung für den Schritt vor.

In den vergangenen Wochen hatte es wilde Spekulationen über das Schicksal von Qin Gang gegeben. Der 57-Jährige hatte am 25. Juni seinen letzten öffentlichen Termin in Peking. Seitdem ist er nicht mehr gesehen worden. Chinas Top-Diplomat Wang Yi, der in der Hierarchie noch über Qin Gang steht, hatte den Außenminister mehrfach vertreten.

Viele Spekulationen

Anfangs hatte ein Sprecher des Außenministeriums auf Anfrage erklärt, Qin Gang sei aus gesundheitlichen Gründen verhindert. Allerdings kamen auch Spekulationen über eine mögliche außereheliche Affäre auf. Darauf angesprochen sagte eine Sprecherin des Außenministeriums, dass sie „keine Informationen“ dazu habe.

Das Verschwinden von hohen Beamten, Prominenten und Geschäftsleuten kommt in China immer wieder vor. Oft stellt sich später heraus, dass sie in Ermittlungen oder andere Kontroversen verwickelt waren.

Zu den bekanntesten Fällen der vergangenen Jahre gehört der ehemalige chinesische Interpol-Chef Meng Hongwei, der 2018 auf einer Reise in China verschwand. Zwei Jahre später verurteilte ihn ein chinesisches Gericht wegen der Annahme von Bestechungsgeldern zu einer langen Haftstrafe.

Qin Gang war erst im März nach einer steilen Karriere unter Staats- und Parteichef Xi Jinping zum Außenminister ernannt worden.