Moskau. Die russische Investigativreporterin Milaschina und ein Anwalt wurden in Tschetschenien heftig attackiert. Zur Behandlung wurden sie sicherheitshalber nach Nordossetien und nun nach Moskau gebracht.

Der russische Friedensnobelpreisträger und Journalist Dmitri Muratow hat seine in Tschetschenien überfallene und verletzte Kollegin Jelena Milaschina mit dem Flugzeug aus dem Kaukasus zurück nach Moskau geholt. Milaschina und der ebenfalls verletzte Rechtsanwalt Alexander Nemow seien in der Nacht zu Mittwoch ausgeflogen und in ein Moskauer Krankenhaus überführt worden. Das berichtete der frühere Chefredakteur des aufgelösten kremlkritischen Radiosenders Echo Moskwy, Alexej Wenediktow, bei Telegram. Auf Fotos sind Milaschina und Nemow in einer kleinen Maschine zusammen mit Muratow und Wenediktow zu sehen.

Muratow ist Chefredakteur des im Exil im Ausland arbeitenden kremlkritischen Mediums „Nowaja Gaseta“, für das die Investigativjournalistin Milaschina seit Jahren arbeitet und auch aus Tschetschenien berichtet.

Milaschina: Angreifer wollten Zeigefinger abschneiden

Unbekannte hatten Milaschina und Nemow am Dienstag auf dem Weg in die tschetschenische Hauptstadt Grosny brutal zusammengeschlagen, als sie dort einem Gerichtsurteil beiwohnen wollten. Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Memorial wurden Milaschina und Nemow misshandelt und ihre Dokumente und Technik zerstört.

Die Angreifer hätten auch versucht, ihren Zeigefinger abzuschneiden, um ihr Handy zu entsperren, sagt Milaschina in einem Video, das während des Fluges aufgenommen worden war. Nur weil das Gerät in dem Moment ihren Fingerabdruck nicht erkannt habe, hätten die Täter von ihrem Vorhaben abgelassen.

Milaschina und Nemow waren nach dem Überfall zunächst aus Tschetschenien in ein Krankenhaus in der benachbarten Kaukasusrepublik Nordossetien gebracht worden. Tschetscheniens Machthaber Ramsan Kadyrow hatte Milaschina bereits 2020 mit dem Tod bedroht. Kadyrow führt die islamisch geprägte Republik im Nordkaukasus mit harter Hand. Menschenrechtler beklagen immer wieder schwerste Verbrechen, darunter Mord, Folter und Verfolgung.