Berlin. Der Tod eines 17-Jährigen bei einer Polizeikontrolle löste in Frankreich eine Welle der Gewalt aus. Auch hierzulande sind Politiker besorgt über die zunehmende gesellschaftliche Spaltung.

Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses des Bundestags, Michael Roth, sieht angesichts der Krawalle in Frankreich die Stabilität des Landes in Gefahr. „Diese brutale, hemmungslose Zerstörungswut junger Menschen, die sich ziellos gegen alles und jeden zu richten scheint, ist ein neue schlimme Eskalation“, sagte der SPD-Politiker der „Bild am Sonntag“. Ein Ende sei derzeit nicht absehbar. „Hier muss der Staat mit aller Konsequenz vorgehen, die Sicherheit vieler Menschen und die Stabilität des Landes stehen auf dem Spiel.“ Frankreich sei leider kein Einzelfall. In vielen europäischen Ländern nähmen Spaltungen und Entfremdung, auch Gewalt gegen Sachen und Menschen zu.

Der stellvertretende CDU-Vorsitzende Andreas Jung, Mitglied der Deutsch-Französischen Parlamentarischen Versammlung, sieht eine Ursache für den Gewaltausbruch in einer gesellschaftlichen Spaltung. „Trotz guter Wirtschaftsentwicklung ist Frankreich ein tief gespaltenes Land“, sagte er der Sonntagszeitung. Viele junge Franzosen fühlten sich abgehängt und hätten Zukunftsängste. „Perspektivlosigkeit und Integrationsprobleme führen in den Vorstädten zu einer explosiven Mischung - und die Extremisten aller Seiten gießen Öl ins Feuer und heizen das an.“

Auslöser der anhaltenden Unruhen war der Tod eines 17-Jährigen bei einer Polizeikontrolle am Dienstag. Eine Motorradstreife in Nanterre bei Paris hatte den jungen Mann am Morgen am Steuer eines Autos gestoppt. Als er plötzlich anfuhr, fiel ein tödlicher Schuss aus der Dienstwaffe eines Polizisten, gegen den inzwischen wegen Totschlags ermittelt wird. Der Vorfall sorgte landesweit für Bestürzung, Frankreich wird seitdem von heftigen Unruhen erschüttert. Präsident Emmanuel Macron sagte wegen der Krawalle einen für Montag und Dienstag geplanten Staatsbesuch in Deutschland ab.