Port Sudan/Genf. Die beiden Konfliktparteien im Sudan haben sich nach gemeinsamen Verhandlungen auf Maßnahmen zum Schutz von Zivilisten verständigt. In einer weiteren Runde soll es nun erneut um eine Waffenruhe gehen.

Seit dem Wochenende verhandeln die Konfliktparteien im Sudan in der saudischen Stadt Dschidda über ein zumindest vorläufiges Ende der Gewalt. In einer ersten Vereinbarung einigten sich die verfeindeten Militärblöcke auf Maßnahmen zum Schutz von Zivilisten. Nun soll es in einer weiteren Verhandlungsrunde erneut um eine Waffenruhe gehen. Wie der UN-Sonderbeauftragte im Sudan, Volker Perthes mitteilte, könnten die Gespräche bereits an diesemm Freitag oder am Samstag weitergehen.

Die Chancen für den Erfolg seien höher als bei vorherigen, selten eingehaltenen Feuerpausen, sagte Perthes, der per Video zu einem Briefing der Vereinten Nationen zugeschaltet war. Zuvor hätten beide Seiten lediglich separat Forderungen nach einer Feuerpause zugestimmt. Dieses Mal hätten Repräsentanten beider Seiten aber eine gemeinsame Erklärung veröffentlicht. Dabei ging es zunächst um den Schutz von Zivilisten und humanitäre Helfer.

Auf gleicher Basis werde jetzt über einen Waffenstillstand verhandelt. Bei einer gemeinsamen Erklärung würden auch konkrete Modalitäten über Truppenbewegungen, Kontaktpersonen und ähnliches ausgehandelt.

Perthes: Die Schlacht gewinnen, aber das Land verlieren

Im nordostafrikanischen Sudan ist vor rund einem Monat ein lange schwelender Machtkampf gewaltsam eskaliert. Die Armee unter dem Kommando von De-facto-Präsident Abdel Fattah al-Burhan kämpft gegen die paramilitärischen Einheiten seines Vizes Mohammed Hamdan Daglo. Die beiden Generäle hatten sich 2021 gemeinsam an die Macht geputscht. UN-Angaben zufolge starben in dem Konflikt bislang mindestens 604 Menschen, mindestens 5100 wurden verletzt. Die tatsächlichen Zahlen dürften jedoch deutlich höher liegen.

Ein durchschlagender Erfolg ist jedoch bislang noch keiner der beiden Konfliktparteien gelungen. Perthes sagte, beide Seiten hätten bislang gedacht, sie könnten die Oberhand gewinnen. Sie hätten aber inzwischen erkannt, dass Kämpfe sich lange hinziehen und schwere Schäden anrichten könnten. „Sie könnten das Land verlieren, auch wenn sie die Schlacht gewinnen“, sagte er. Das erhöhe die Bereitschaft zu weiteren Gesprächen.

Die Gespräche finden unter Vermittlung der USA und Saudi-Arabiens statt. Die Vereinten Nationen (UN) stünden bereit, um ihre Expertise zur Überwachung von Feuerpausen-Vereinbarungen einzubringen, sagte Perthes. Dies hätten die UN bereits in der Region Dafur im Sudan gemacht. Die Experten hätten deshalb Vertrauen und wichtige Kontakte erworben.

„Katastrophale Auswirkungen für Kinder“

Unterdessen warnte das Kinderhilfswerk Unicef, dass die erneute Krise im Sudan die humanitäre Lage für die Kinder im Land verschärfen könnte. Seit Ausbruch der Gewalt im Sudan sind nach Angaben des UN-Kinderhilfswerks Unicef schätzungsweise 368.000 Kinder vertrieben worden, etwa 82.000 davon in die umliegenden Nachbarländer.

In einer Mitteilung fordert die Organisation die internationale Gemeinschaft auf, mehr Hilfe für Kinder aus dem Sudan zur Verfügung zu stellen. „Der brutale Konflikt im Sudan hat katastrophale Auswirkungen für Kinder“, sagte Unicef-Exekutivdirektorin Catherine Russell. Tausende hätten schwere traumatische Ereignisse erlebt. Ihre Lage sei nach wie vor prekär.

Auch die Hilfsorganisation Save the Children berichtet von traumatisierten Kindern, die mit ihren Familien in den Südsudan oder nach Ägypten geflohen sind. Die Kinder hätten Schießereien und Explosionen gehört, sagte Ahmed Adel, der bei Save the Children Ägypten für psychosoziale Unterstützung zuständig ist: „Ein Junge erzählte mir von seiner Angst. Seine Schwester, eine Studentin, und ihre Freunde wurden erschossen und er hat weitere Angehörige verloren.“