Paris. Laut dem französischen Staatsoberhaupt war die Entscheidung zur Rentenreform nötig. Zum Wohl des Landes zu handeln sei ihm wichtiger, als der Kritik nachzugeben.

Ein Jahr nach der Wiederwahl hat Frankreichs Präsident Emmanuel Macron trotz heftiger Kritik an seiner Rentenreform und seinem Regierungsstil eine positive Bilanz gezogen.

Seit seinem Amtsantritt 2017 seien 1,7 Millionen Arbeitsplätze geschaffen, die Arbeitslosigkeit auf ein historisch niedriges Niveau gesenkt und die Zahl der Ausbildungsplätze von 300.000 auf 800.000 gesteigert worden, sagte Macron im Interview der Regionalzeitungen in Ostfrankreich. Mit enormen Investitionen etwa in der Pharma- und Chemieindustrie werde die Reindustrialisierung Frankreichs vorangetrieben und die Vollbeschäftigung angestrebt.

„Das Thema Renten ist Teil einer Agenda, um Frankreich stärker zu machen. Arbeit ist ein Schlüsselelement. Es gibt keinen Wohlstand, wenn man ihn nicht zuerst geschaffen hat“, sagte der Präsident. „Das Renteneintrittsalter zu erhöhen bedeutet, mehr zu arbeiten und mehr Wohlstand für das Land zu produzieren. Es ist eine Anstrengung für jeden Einzelnen, das ist wahr und ich bin mir dessen bewusst, aber es ist kollektiv nützlich.“ Er sei sich bewusst, dass die Reform nicht gut ankomme, aber er müsse zum Wohle des Landes handeln. Mit der nun in Kraft gesetzten Reform steigt das Renteneintrittsalter in Frankreich von 62 auf 64 Jahre.

Hauptziel: Bessere Löhne und Wohnmöglichkeiten

„Was die Verzweiflung nährt, ist, dass wir eines der wenigen Länder in Europa sind, das bislang die Massenarbeitslosigkeit nicht besiegt hatte und sich an die Deindustrialisierung gewöhnt hatte“, sagte Macron. „Wir haben ihr ein Ende gesetzt und schaffen wieder Arbeitsplätze und Fabriken.“

Wenn man die Industrie abstürzen lasse, leide auch der öffentliche Dienst. „Das ist die Geschichte Frankreichs seit den 80er Jahren. Das ist die Seite, die wir umblättern.“ Zu einem Hauptziel erklärte Macron bessere Löhne und Wohnmöglichkeiten für Geringverdiener. „Man lebt nicht gut mit einem Lohn unter 2000 Euro. Da muss unsere Priorität liegen.“

Im Gespräch mit den Zeitungen in Straßburg, Nancy und Metz erklärte Macron Forderungen im Elsass nach einer Rückkehr zu mehr Eigenständigkeit eine Absage. Als Teil der Region Grand Est, zu der das Elsass seit einigen Jahren gehört, erreiche die an Deutschland angrenzende Region mehr, als wenn sie auf sich alleine gestellt sei. „Mir ist es auch wichtig, dass keine neuen Spaltungen geschaffen werden.“