Glasgow. Peter Murrell war bis vor kurzem für die Finanzen der Regierungspartei zuständig - und ist außerdem mit der zurückgetretenen Premierministerin verheiratet. Die Ermittlungen gegen ihn laufen.

Nach seiner Festnahme wegen des Verdachts auf Veruntreuung von Parteigeldern ist der Ehemann der schottischen Ex-Regierungschefin Nicola Sturgeon, Peter Murrell, wieder auf freiem Fuß. Bisher sei keine Anklage erhoben worden, meldete die britische Nachrichtenagentur PA.

Allerdings seien noch immer Beamte vor dem Haus des Paares in Glasgow stationiert, im Vorgarten sei ein Zelt der Ermittler aufgebaut. Ein Polizeisprecher sagte, die Ermittlungen dauerten an. Sturgeons Nachfolger Humza Yousaf hatte am Mittwochabend von einem „schwierigen Tag“ für seine Schottische Nationalpartei (SNP) gesprochen.

Murrell war lange für die Finanzen der Regierungspartei verantwortlich. Er steht im Verdacht, 600.000 Pfund (685.000 Euro), die für die Unabhängigkeitskampagne vorgesehen waren, zweckentfremdet zu haben. Der 58-Jährige trat vorigen Monat von seinem Amt als „Chief Executive Officer“ der SNP zurück. Am Mittwoch nahm ihn die Polizei in Gewahrsam.

Was wusste Sturgeon?

Sturgeon, die Mitte Februar überraschend ihren Rückzug als Regierungschefin und Parteivorsitzende angekündigt hatte, betonte in einer Mitteilung, sie habe vorab keine Kenntnis von der Festnahme ihres Ehemanns gehabt. Kritiker warfen den Behörden vor, sie hätten mit dem Schritt gewartet, bis Sturgeon nicht mehr im Amt war.

Die kurzzeitige Festnahme dürfte auch Spekulationen über die Rücktrittsgründe von Sturgeon selbst anheizen. Seit Anfang der Woche ist ihr Parteifreund Humza Yousaf (37) neuer Regierungschef des nördlichsten britischen Landesteils. Nach einem turbulenten Wahlkampf will er die Partei hinter sich vereinen.

Die Schottische Nationalpartei arbeitet in der Regierung mit den schottischen Grünen zusammen und vertritt eine liberal-progressive Politik. Wichtigstes Ziel ist jedoch, Schottland als unabhängigen Staat aus dem Vereinigten Königreich und zurück in die EU zu führen.