Moskau. In der einstigen Sowjetrepublik Moldau konkurrieren proeuropäische mit prorussischen Kräften. Besonderen Einfluss hat Moskau im abgespaltenen Transnistrien - und schickt jetzt eine Warnung gen Kiew.

Die russische Militärführung hat der Ukraine erneut vorgeworfen, einen Angriff auf das von der Nachbarrepublik Moldau abtrünnige Gebiet Transnistrien vorzubereiten. Damit wolle Kiew einem angeblichen Vorstoß russischer Einheiten aus Transnistrien zuvorkommen, berichtete die russische Staatsagentur Tass am Donnerstagabend unter Berufung auf namentlich nicht genannte Quellen im Verteidigungsministerium in Moskau. Die russische Aufklärung wolle eine starke Massierung ukrainischer Kräfte an der Grenze zu Transnistrien erkannt haben.

Zuvor hatte es unter Berufung auf das russische Verteidigungsministerium geheißen, ukrainische Soldaten und das ukrainische Regiment Asow würden einen inszenierten Einmarsch von angeblich russischen Truppen als Vorwand für die Invasion nutzen. Das Verteidigungsministerium sei bereit, auf jede Veränderung an der Grenze zwischen der Ukraine und Transnistrien zu reagieren. Russland hatte seinen Nachbarn Ukraine am 24. Februar 2022 überfallen.

Gespaltene Ex-Sowjetrepublik

In dem von Moldau abgespaltenen Gebiet Transnistrien an der Grenze zur Ukraine sind seit den 1990er-Jahren russische Soldaten stationiert, die dort als sogenannte Friedenstruppen auftreten. Die Ex-Sowjetrepublik Moldau gehört nicht zur Nato, sie ist politisch zwischen proeuropäischen und prorussischen Kräften gespalten.

Der Geheimdienst der Republik Moldau hatte dagegen Russland bereits im Dezember vorgeworfen, eine Invasion zu planen. Möglich sei ein Zeitraum zwischen Januar und April. Russland beabsichtige dabei, Transnistrien und Moldau zu verbinden. Auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte bereits erklärt, Russland habe konkrete Pläne zur Störung der politischen Ordnung in Moldau.

Der lange Arm des Kreml

Die kleine Republik Moldau zählt zu den ärmsten Ländern Europas und ist immer wieder von politischer Instabilität geplagt. Erst vor rund zwei Wochen reichte Regierungschefin Natalia Gavrilița ihren Rücktritt ein. Russland hat traditionell einen großen Einfluss in Moldau - insbesondere in der abtrünnigen Region Transnistrien.

Russlands Oberster Gerichtshof hatte das ukrainische Regiment Asow, das wochenlang die Mitte Mai gefallene Hafenstadt Mariupol verteidigt hatte, im August zur „Terrororganisation“ erklärt. Das nationalistische Regiment dient Moskau immer wieder als Rechtfertigung für den Angriffskrieg und für die Behauptung, die Ukraine angeblich von „Faschisten“ zu „befreien“. Tatsächlich sind sich internationale Experten weitgehend einig darüber, dass Nationalisten und Rechtsradikale nur einen Bruchteil der ukrainischen Kämpfer ausmachen.