Athen. Gleich zwei schwere Bootsunglücke mit Migranten rücken die Flüchtlingsproblematik einmal mehr in den Fokus. Die Menschen starteten bei extrem schlechtem Wetter. Sie hatten kaum eine Chance.

Bei zwei schweren Bootsunglücken in der Ägäis sind mindestens 18 Menschen ums Leben gekommen. Außerdem werden laut griechischer Küstenwache weiterhin viele Menschen vermisst. «Es ist lange her, dass wir Schiffsunglücke mit so vielen Toten gesehen haben, und dann auch noch zwei gleichzeitig», sagte ein Sprecher der Behörde.

Athen erhebt schwere Vorwürfe gegen die Türkei: Die dortige Küstenwache müsse die Schmuggleraktivitäten endlich unterbinden und verhindern, dass die Menschen von der türkischen Westküste ablegten, zumal bei dem extrem schlechten Wetter, das derzeit in der Region herrsche, hieß es.

Zunächst war am Mittwochabend vor der Insel Kythira ein Segelboot mit vermutlich 95 Migranten an Bord an Felsen zerschellt. Rettungskräfte und Anwohner zogen die Menschen mitten im Dunkeln bei starkem Wind mit Seilen eine massive Steilwand hinauf, wie Videoaufnahmen zeigten. Auch tagsüber ging die Suche weiter, Medienberichten zufolge werden noch mindestens 15 Menschen vermisst. Über die Anzahl der Toten gab es zunächst unterschiedliche Angaben. Stand Donnerstagnachmittag konnten bisher 80 Menschen gerettet werden.

In der Nacht zum Donnerstag kenterte dann ein Boot mit rund 40 Insassen vor der Ostküste von Lesbos - ebenfalls in einer felsigen Region. An Bord waren nach ersten Erkenntnissen vor allem Frauen. Die Küstenwache barg 18 Tote, darunter 16 Frauen, einen Jungen und einen Mann. Die Hoffnung, die Vermissten zu finden, schwinde, hieß es. Das schlechte Wetter und die starken Winde in der Region erschwerten die Rettungsarbeiten.

Angesichts der beiden Unglücke gab es aus Athen scharfe Kritik an Ankara. «Einmal mehr hat die Toleranz der Türkei gegenüber skrupellosen Schleuserbanden Menschenleben gekostet», sagte Schifffahrtsminister Giannis Plakiotakis. Solange die türkische Küstenwache diese Aktionen nicht verhindere, pferchten Schleuser die Menschen weiterhin ohne Sicherheitsvorkehrungen in Boote, die den Wetterbedingungen nicht standhalten könnten. Die Türkei müsse den Flüchtlingspakt mit der EU einhalten, forderte Plakiotakis.