New York. Ein ehemaliger Cop führt künftig New York. Eric Adams muss nicht nur die richtige Balance im Umgang mit Polizei und Kriminalität finden - sondern auch den Weg aus der Corona-Krise.

Der ehemalige Polizist Eric Adams wird zweiter schwarzer Bürgermeister von New York.

Der 61 Jahre alte Demokrat setzte sich bei der Abstimmung in der Acht-Millionen-Stadt am Dienstag deutlich gegen den Republikaner Curtis Sliwa durch, wie die Nachrichtenagentur AP und die Sender CNN und CBS berichteten. Bislang war er Bürgermeister des Stadtteils Brooklyn.

Zunächst noch inoffizielle Zahlen des Wahlgremiums sahen Adams mit etwa 66 zu 28 Prozent vorne. Damit wird der Ex-Cop im Januar Nachfolger des eher unpopulären Bürgermeisters Bill de Blasio. Der Demokrat durfte nach zwei Amtszeiten nicht mehr antreten.

In seiner Siegesrede beschwor Adams den Zusammenhalt unter den Menschen in der größten Stadt der USA, die zuletzt gelitten habe: "Wir sind gerade so gespalten. Und wir verlieren die Schönheit unserer Vielfalt." Es sei nicht wichtig, ob man aus Nachbarschaften in Manhattan, Queens oder Brooklyn stamme oder wo man beten gehe. "Heute ziehen wir das Trikot unserer Stadtteile aus und wir ziehen ein Trikot an: Team New York!"

Moderater Kandidat

Adams galt als moderater Kandidat, der das höchste Amt mit einem Kurs zwischen linken und zentristischen Kräften führen will. Neben der wirtschaftlichen Erholung von der Corona-Pandemie - die mehr als 30 000 New Yorker tötete und die Stadt in schwere wirtschaftliche Probleme stürzte - dürfte eine seiner schwierigsten Aufgaben im richtigen Umgang mit der Polizei liegen.

Im Wahlkampf hatte er eine Balance zwischen seiner eher freundlichen Position gegenüber den oft kritisierten Einsatzkräften und der Gerechtigkeit vor allem für Schwarze angesichts des strukturellen Rassismus versprochen.

Adams war früher selbst Polizist und ist gegen die Kürzung des riesigen 6-Milliarden-Dollar-Budgets (knapp 5,2 Milliarden Euro) des New York City Police Department (NYPD). Die Bekämpfung der Kriminalität sieht er als eine seiner wichtigsten Aufgaben. Neben Sicherheit versprach der künftige Bürgermeister im Wahlkampf auch Maßnahmen gegen überteuertes Wohnen, Investitionen in Schulen sowie 480 Kilometer neue Fahrradspuren.

Selbst Polizeigewalt erlebt

Der neue Rathauschef wuchs als eines von sechs Kindern in einer armen Familie in Brooklyn und Queens auf. In jungen Jahren erlebte er nach eigenen Angaben selbst Polizeigewalt. Er wurde dann allerdings selbst Polizist und versuchte die oft rassistisch geprägten Strukturen des NYPD von innen zu ändern. Später zog er als Senator des Bundesstaats New York in die Hauptstadt Albany und wurde schließlich Stadtteil-Bürgermeister in Brooklyn. Seit einer Diabetes-Diagnose lebt Adams vegan.

New York City kommt in den USA auch politisch eine größere Bedeutung als anderen Städten zu. Sie gilt als Gradmesser für progressive Politik. In der liberalen Hochburg galt Adams' Sieg über Sliwa fast als Formsache. Zudem wurde am Dienstag der einflussreiche Bezirksstaatsanwalt von Manhattan neu gewählt: Alvin Bragg wird die Position als erster Schwarzer übernehmen.

Auch über neue Mitglieder des Stadtrats wurde abgestimmt - Medienberichten zufolge dürften viele der Gewählten politisch deutlich links von Adams stehen. Zudem entschieden sich die New Yorker für eine Verfassungsänderung, die ein Recht auf reine Luft, sauberes Wasser und gesunde Umgebung festlegt.

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