Lima. Peru ist tief gespalten: zwischen links und rechts, arm und reich, Stadt und Land. Auch bei der Präsidentenwahl teilen sich die zwei Kandidaten die Stimmen praktisch zu gleichen Teilen auf.

Im extrem knappen Rennens bei der Präsidentenwahl in Peru liegt der Linkskandidat Pedro Castillo knapp vorne. Nach der Auszählung von gut 96 Prozent der Stimmen kam der Kandidat der marxistisch-leninistischen Partei Perú Libre auf 50,28 Prozent, wie das Wahlamt mitteilte. Seine Rivalin Keiko Fujimori erhielt demnach 49,72 Prozent der Stimmen.

Die Rechtspopulistin warnte vor Betrug. "Es gab eine Serie von Unregelmäßigkeiten, die uns Sorge bereiten", sagte die Tochter des autoritären Ex-Machthabers Alberto Fujimori. So lege Castillos Partei gezielt Beschwerde gegen die Auszählung von Stimmen aus ihren Hochburgen ein. "Sie wollen die Ergebnisse, die den Willen des Volkes spiegeln, verfälschen oder verzögern."

Nach der Stichwahl am Sonntag hatte Fujimori zunächst knapp geführt. Im Laufe der Auszählung der Stimmen aus ländlichen Gebieten wendete sich das Blatt allerdings und Linkskandidat Castillo lag vorne. Noch immer fehlten Wahlurnen aus abgelegenen Gebieten und aus dem Ausland.

Die Wahlbeobachter von der Nichtregierungsorganisation Asociación Civil Transparencia wiesen Fujimoris Betrugsvorwürfe zurück. "Es gibt keinerlei Beweise, die es erlauben würden, von Wahlbetrug zu sprechen", sagte die Präsidentin der Organisation, Adriana Urrutia, der Zeitung "El Comercio". Es habe einzelne Unregelmäßigkeiten gegeben, die angezeigt wurden. "Das waren aber Einzelfälle, es gibt keine Hinweise auf eine systematische Praxis", sagte sie.

Die Wahl war ein Kräftemessen der politischen Extreme. Fujimori steht für eine neoliberale Wirtschaftspolitik und eine Sicherheitsstrategie der harten Hand. In den vergangenen Jahren war sie wegen Korruptionsvorwürfen allerdings selbst mehrfach in Untersuchungshaft.

Der Dorfschullehrer Castillo von der marxistisch-leninistischen Partei Perú Libre hingegen will im Fall eines Wahlsiegs einen sozialistischen Staat aufbauen, die Medien stärker kontrollieren und das Verfassungsgericht abschaffen.

Die Herausforderungen für den neuen Präsidenten sind enorm: Peru leidet besonders stark unter der Corona-Pandemie. Es gehört zu den Ländern mit der höchsten Sterblichkeitsquote weltweit, zudem brach die Wirtschaft um 12,9 Prozent ein. Im Landesinneren sind außerdem noch immer Splittergruppen der Guerillaorganisation Sendero Luminoso (Leuchtender Pfad) aktiv. Vor zwei Wochen hatten Rebellen bei einem Massaker 16 Menschen getötet.

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