Quito. Auf die nächste Regierung und Nationalversammlung Ecuadors warten große Herausforderungen. Die Wähler in dem südamerikanischen Land können entscheiden: Jungspund oder ewiger Kandidat? Staatliche Eingriffe und Subventionen oder liberaler Kurs und Sparmaßnahmen?

In Ecuador hat die Wahl um die Nachfolge von Präsident Lenín Moreno begonnen. Mehr als 13 Millionen Menschen sind inmitten der Corona-Pandemie am Sonntag aufgerufen, den neuen Staatschef des südamerikanischen Landes sowie die Abgeordneten der Nationalversammlung zu wählen.

In verschiedenen Städten bildeten sich vor den Wahllokalen lange Schlangen, wie die ecuadorianische Zeitung "El Comercio" berichtete. Insgesamt bewarben sich bei der Abstimmung 16 Kandidaten um das höchste Staatsamt. Echte Chancen werden allerdings nur wenigen Bewerbern eingeräumt. "Heute ist ein historischer Tag! Der Triumph (...) ist nur möglich, wenn wir hinausgehen, um die Stimme der Ecuadorianer zu verteidigen und wachsam zu sein, dass der Wille des Volkes erfüllt wird", schrieb der linke Ex-Minister Andrés Arauz auf Twitter am Sonntag. Arauz, einer der Favoriten, ist in Ecuador nicht zur Stimmabgabe berechtigt, weil er seinen Wohnsitz in Mexiko gemeldet hat. Dennoch hatte die ecuadorianische Wahlbehörde seine Kandidatur zugelassen. Der konservative Banker Guillermo Lasso eröffnete den Wahlgang mit einem Aufruf zum Wandel. "Ya voté por el cambio" ("Ich habe schon für die Veränderung gestimmt") lautete sein Hashtag auf Twitter.

Arauz und Lasso führten in den letzten Umfragen vor dem Wahlgang. Für einen Wahlsieg in der ersten Runde benötigen die Kandidaten eine absolute Mehrheit oder 40 Prozent der Stimmen bei einem Vorsprung von zehn Prozentpunkten auf den Zweitplatzierten.

Die nächste Regierung und Nationalversammlung des südamerikanischen Landes werden es wegen des Verfalls des Ölpreises und der Corona-Pandemie mit einer tiefen Wirtschaftskrise zu tun bekommen. Im vergangenen Jahr brach das Bruttoinlandsprodukt um elf Prozent ein, Armut und Arbeitslosigkeit stiegen stark an.

Arauz, der am Samstag 36 wurde, gilt als Zögling von Ex-Präsident Rafael Correa und will im Falle eines Wahlsieges die Subventionen erhöhen und das vom Internationalen Währungsfonds geforderte Sparprogramm beenden. Lasso (65) steht für einen liberalen Wirtschaftskurs und will Arbeitsplätze schaffen und ausländische Investoren ins Land holen. Er bewirbt sich bereits zum dritten Mal um die Präsidentschaft und gilt als ewiger Kandidat in Ecuador.

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