London. Ärger schon am ersten Tag seiner Staatsvisite in Großbritannien: US-Präsident Trump favorisiert Boris Johnson als möglichen neuen Premierminister und kanzelt den Londoner Bürgermeister Sadiq Khan ab. Welche Fauxpas werden wohl in den nächsten Tagen passieren?

Gleich zum Auftakt seines dreitägigen Staatsbesuchs in Großbritannien hat US-Präsident Donald Trump für Verstimmung gesorgt. Er verspottete den Londoner Bürgermeister Sadiq Khan im Kurznachrichtendienst Twitter als "Komplettversager".

Khan, der nach allem, was man höre, furchtbar schlechte Arbeit als Bürgermeister von London geleistet habe, sei "gemein" zu ihm gewesen, twitterte Trump. Khan erinnere ihn an den "sehr dummen und inkompetenten" Bürgermeister von New York, Bill de Blasio - doch sei der Londoner Bürgermeister "nur halb so groß".

Dabei schrieb Trump den Namen des Labour-Politikers mit pakistanischen Wurzeln falsch als "Kahn" statt "Khan". Khan und der US-Präsident lieferten sich schon zuvor verbale Scharmützel. Am Sonntag hatte der Bürgermeister Trumps Sprache mit der von "Faschisten des 20. Jahrhunderts" verglichen. Auch der Demokrat de Blasio ist ein erklärter Trump-Kritiker. Der New Yorker Bürgermeister konterte mit einem eigenen Tweet, in dem er Trump den "Zwilling" des russischen Präsidenten Wladimir Putin nannte - "nur wird seine Präsidentschaft kürzer sein".

Schon kurz zuvor hatte Trump gegen die diplomatischen Gepflogenheiten verstoßen, als er den britischen Ex-Außenminister Boris Johnson als Nachfolger für die scheidende Premierministerin Theresa May empfahl.

Die 93-jährige Königin Elizabeth II. ließ sich beim Empfang des US-Präsidenten und der First Lady Melania im Buckingham-Palast nichts anmerken. Das Präsidentenpaar verzichtete auf eine Verbeugung beziehungsweise einen Knicks, was aber auch nicht zwingend Pflicht bei der Begrüßung der Queen ist. Melania trug ein weißes Kleid mit dunklem Gürtel und Kragen und einen Hut. Begleitet wurde der Empfang vom Kanonendonner der Salutschüsse.

Vor einem gemeinsamen Mittagessen wurden Trump und Melania im Garten des Palasts mit militärischen Ehren empfangen. Der US-Präsident und Thronfolger Prinz Charles schritten die Reihen der Gardesoldaten ab und unterhielten sich mit einigen der Männer in der typisch roten Uniform und den Bärenfellmützen. An den oberen Fenstern des Palasts war zeitweise Trumps Tochter Ivanka mit ihrem Mann Jared Kushner zu sehen. Am Nachmittag besuchte das Präsidentenpaar die Westminster Abbey in London. Für den Abend war ein Staatsbankett im Buckingham-Palast geplant.

Anders als ein normaler Arbeitsbesuch wird eine Staatsvisite mit dem ganzen Pomp des Königshauses zelebriert. Normalerweise wird die Militärparade auf dem Exerzierplatz Horse Guards Parade abgehalten, der Staatsgast reist per Kutsche mit der Queen aus dem Buckingham-Palast über die Prachtstraße "The Mall" an. Doch für Trump wurde das gesamte Zeremoniell hinter die Mauern des Palasts verlegt.

Touristen vor dem Palast konnten keinen Blick auf den Präsidenten und die Queen erhaschen. Die meisten wussten ohnehin nichts von seinem Besuch und waren überrascht, als er mit dem Hubschrauber einflog.

Die Visite ist höchst umstritten. Am Dienstag wird mit massiven Protesten gerechnet; Berichten zufolge werden 250 000 Teilnehmer erwartet. Millionen Briten unterzeichneten eine Petition, um den Staatsbesuch zu verhindern. Vor Trump bekamen nur zwei US-Präsidenten einen solchen Empfang in London: George W. Bush und Barack Obama.

Trumps Tochter Ivanka twitterte, sie freue sich, in Großbritannien dabei zu sein. Ob noch weitere Trump-Kinder mitreisten, war zunächst unklar. Medien hatten berichtet, der US-Präsident wolle seine vier erwachsenen Kinder mitbringen.

Am Dienstag trifft Trump Regierungschefin May, die bald ihr Amt aufgibt. Im Fokus steht dabei die wirtschaftliche Zusammenarbeit beider Länder nach dem EU-Austritt Großbritanniens.

Am Mittwoch wollen Trump und Melania in Portsmouth an der Südküste Englands an Feierlichkeiten zum 75. Jahrestag des sogenannten D-Days teilnehmen. Eine weitere Gedenkveranstaltung zu dem eigentlichen Jahrestag am Donnerstag (6. Juni) ist in Frankreich geplant. Dorthin wollen die Trumps später weiterreisen. Am 6. Juni 1944 waren alliierte Truppen im Zweiten Weltkrieg an den Stränden der Normandie im von Deutschland besetzten Frankreich gelandet.

Zwischendurch plant Trump noch einen Abstecher nach Irland, wo er den irischen Regierungschef Leo Varadkar treffen und Golf spielen will.