Bukarest. In Rumänien halten die Massenproteste gegen die Regierung weiter an. Präsident Klaus Johannis sieht aber keinen Grund für Neuwahlen.

Rumäniens Präsident Klaus Johannis will trotz der anhaltenden Massenproteste gegen die sozialdemokratische Regierung keine Neuwahl ausrufen. Johannis sagte am Dienstag in Bukarest, der Rücktritt eines Ministers werde nicht ausreichen, um die Krise zu beenden. Andererseits sei eine Neuwahl zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht die richtige Lösung. Eine Lösung der Krise werde sich zwischen diesen beiden Polen abspielen.

Seitdem die Regierung die Anti-Korruptionsgesetze lockern wollte, gehen Hunderttausende Menschen auf die Straßen. Mittlerweile hat die Regierung die umstrittene Lockerung wieder zurückgenommen.

Weiter Massenproteste in Rumänien

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    Dekret hätte vielen Politikern Klagen erspart

    „Rumänien braucht eine starke Regierung, nicht nur eine, die schüchtern die Parteilinie umsetzt“, sagte Johannis. Die Regierung müsse transparent und vorhersehbar handeln und nicht in Nacht- und Nebel-Aktionen.

    Mit dem wieder gekippten Dekret sollte eine Bagatellgrenze von rund 45.000 Euro eingeführt werden, unter der Amtsmissbrauch künftig straffrei geblieben wäre. Die Maßnahme hätte Dutzenden Politikern – darunter der Chef der regierenden Sozialdemokraten (PSD), Liviu Dragnea – Klagen vom Hals geschafft. Kritik kam auch aus Deutschland und von anderen EU- und Nato-Partnern des ehemals kommunistischen Landes.

    Historische Massenproteste in Rumänien

    In Rumänien haben am Sonntagabend nach Schätzungen einheimischer Medien fast eine halbe Million Menschen bei landesweiten Straßenprotesten den Rücktritt der sozialliberalen Regierung verlangt.
    In Rumänien haben am Sonntagabend nach Schätzungen einheimischer Medien fast eine halbe Million Menschen bei landesweiten Straßenprotesten den Rücktritt der sozialliberalen Regierung verlangt. © dpa | Andreea Alexandru
    Vor dem Parlamentspalast in Rumäniens Hauptstadt Bukarest demonstrierten Tausende von Menschen. Mit Taschenlampen und leuchtenden Mobiltelefonen bildeten sie ein eindrucksvolles Lichtermeer.
    Vor dem Parlamentspalast in Rumäniens Hauptstadt Bukarest demonstrierten Tausende von Menschen. Mit Taschenlampen und leuchtenden Mobiltelefonen bildeten sie ein eindrucksvolles Lichtermeer. © dpa | Darko Bandic
    Die Regierung in Rumänien hat nach tagelangen Massenprotesten eine umstrittene Eilverordnung aufgehoben, die die Strafverfolgung von Korruption bei Politikern einschränkt. Doch die Demonstranten wollen den Rücktritt der Regierung erreichen.
    Die Regierung in Rumänien hat nach tagelangen Massenprotesten eine umstrittene Eilverordnung aufgehoben, die die Strafverfolgung von Korruption bei Politikern einschränkt. Doch die Demonstranten wollen den Rücktritt der Regierung erreichen. © dpa | Vadim Ghirda
    Auch die Kleinsten haben an der Demonstration teilgenommen.
    Auch die Kleinsten haben an der Demonstration teilgenommen. © dpa | Vadim Ghirda
    Demonstranten halten Puppen in die Luft, die (v.l.n.r.) Justizminister Floring Lordache, den früheren Premier Victor Ponta, Senatschef Calin Popescu Tariceanu, den Vorsitzenden der Sozialdemokratischen Partei, Liviu Dragnea und den Premierminister Sorin Grindeanu darstellen.
    Demonstranten halten Puppen in die Luft, die (v.l.n.r.) Justizminister Floring Lordache, den früheren Premier Victor Ponta, Senatschef Calin Popescu Tariceanu, den Vorsitzenden der Sozialdemokratischen Partei, Liviu Dragnea und den Premierminister Sorin Grindeanu darstellen. © dpa | Vadim Ghirda
    Bereits am Donnerstag ist es bei einer Demonstration zwischen rumänischen Bereitschaftspolizisten und den Demonstranten zu gewaltsamen Zusammenstößen gekommen.
    Bereits am Donnerstag ist es bei einer Demonstration zwischen rumänischen Bereitschaftspolizisten und den Demonstranten zu gewaltsamen Zusammenstößen gekommen. © dpa | Vadim Ghirda
    „Wir werden hier jeden Tag sein“, steht auf dem Schild eines Demonstranten am 2. Februar.
    „Wir werden hier jeden Tag sein“, steht auf dem Schild eines Demonstranten am 2. Februar. © dpa | Vadim Ghirda
    In mindestens 20 weiteren Städten gab es Kundgebungen mit jeweils Tausenden oder sogar Zehntausenden Demonstranten.
    In mindestens 20 weiteren Städten gab es Kundgebungen mit jeweils Tausenden oder sogar Zehntausenden Demonstranten. © dpa | Vadim Ghirda
    In Bukarest und anderen Städten sangen die Menschen die Nationalhymne. Im westrumänischen Timisoara (Temeswar) und im nordostrumänischen Iasi beteten die Demonstranten das Vaterunser im Chor.
    In Bukarest und anderen Städten sangen die Menschen die Nationalhymne. Im westrumänischen Timisoara (Temeswar) und im nordostrumänischen Iasi beteten die Demonstranten das Vaterunser im Chor. © dpa | Vadim Ghirda
    Für die nächsten Tage wurden in den sozialen Netzwerken weitere Proteste angekündigt.
    Für die nächsten Tage wurden in den sozialen Netzwerken weitere Proteste angekündigt. © dpa | Vadim Ghirda
    Am Dienstag hält ein maskierter Demonstrant  in Bukarest ein Plakat mit der Aufschrift
    Am Dienstag hält ein maskierter Demonstrant in Bukarest ein Plakat mit der Aufschrift "Rücktritt" in die Luft. Nach den tagelangen Massenprotesten gegen die sozialliberale Regierung Rumäniens hat sich Staatspräsident Iohannis gegen vorgezogene Parlamentswahlen ausgesprochen. © dpa | Darko Bandic
    Ein weiteres Plakat zeigt den Vorsitzenden der sozialdemokratischen Regierungspartei (PSD), Dragnea, als Krake. Die PSD hatte die Wahlen im Dezember 2016 gewonnen, allerdings lag die Wahlbeteiligung bei weniger als 40 Prozent. Dragnea, der wegen einer Vorstrafe wegen versuchten Wahlbetruges derzeit kein Regierungsamt ausüben darf, möchte Ministerpräsident werden. Er gilt als Schlüsselfigur der aktuellen politischen Krise in Rumänien.
    Ein weiteres Plakat zeigt den Vorsitzenden der sozialdemokratischen Regierungspartei (PSD), Dragnea, als Krake. Die PSD hatte die Wahlen im Dezember 2016 gewonnen, allerdings lag die Wahlbeteiligung bei weniger als 40 Prozent. Dragnea, der wegen einer Vorstrafe wegen versuchten Wahlbetruges derzeit kein Regierungsamt ausüben darf, möchte Ministerpräsident werden. Er gilt als Schlüsselfigur der aktuellen politischen Krise in Rumänien. © dpa | Vadim Ghirda
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    (rtr)