Washington. Entschuldigungen bleiben aus. In Pearl Harbor versichern die Regierungschefs der USA und von Japan aber die Freundschaft beider Länder.

75 Jahre nach dem verheerenden Luftangriff auf Pearl Harbor hat US-Präsident Barack Obama an historischer Stätte den japanischen Regierungschef Shinzo Abe empfangen. Das Treffen der beiden Staatsmänner wird als weiterer Schritt der Versöhnung der Staaten angesehen, die inzwischen enge Partner in Fragen von Wirtschaft und Sicherheit sind.

Obama hatte im vergangenen Jahr als erster US-Präsident im Amt die japanische Stadt Hiroshima besucht, wo 1945 die erste US-Atombombe auf Japan abgeworfen worden war.

„Der Schrecken des Krieges darf sich niemals wiederholen“, sagte Abe am Dienstag in Pearl Harbor. Eine Entschuldigung im Namen Japans wegen des Angriffs auf Pearl Harbor sprach er nicht aus. Er wandte sich jedoch an die Hinterbliebenen der umgekommenen Seeleute: „Ich bekunde mein tiefstes Beileid.“ Den USA gegenüber brachte er „tiefe Dankbarkeit“ für die entgegengebrachte Toleranz zum Ausdruck. Die japanisch-amerikanische Allianz sei „eine Allianz der Hoffnung“.

„Charakter von Nationen wird im Frieden geformt“

Auch Obama hatte sich im Mai nicht für die Abwürfe von Atombomben auf Japan entschuldigt. Beide Politiker legten nun an einem Mahnmal für die Gefallenen Kränze nieder. „Die Macht der Versöhnung hat frühere Feinde in die engsten Freunde verwandelt“, hieß es aus dem Weißen Haus.

Gemeinsames Gedenken an Pearl Harbor

Im geschichtsträchtigen Pearl Harbor auf  Hawaii (USA) traf sich der scheidende US-Präsident Barack Obama mit dem japanischen Premier Shinzo Abe. Es ist vermutlich das letzte Treffen Obamas in seiner Funktion als Präsident mit einem ausländischen Staatsmann .
Im geschichtsträchtigen Pearl Harbor auf Hawaii (USA) traf sich der scheidende US-Präsident Barack Obama mit dem japanischen Premier Shinzo Abe. Es ist vermutlich das letzte Treffen Obamas in seiner Funktion als Präsident mit einem ausländischen Staatsmann . © imago/Kyodo News | imago stock&people
Am Mahnmal für die „USS Arizona“, die beim Angriff der Japaner am 7. Dezember 1941 unterging, werfen sie zusammen Blütenblätter in den Wunschbrunnen. Shinzo Abe ist der erste japanische Staatsmann, der das Denkmal offiziell besucht.
Am Mahnmal für die „USS Arizona“, die beim Angriff der Japaner am 7. Dezember 1941 unterging, werfen sie zusammen Blütenblätter in den Wunschbrunnen. Shinzo Abe ist der erste japanische Staatsmann, der das Denkmal offiziell besucht. © imago/ZUMA Press | imago stock&people
Eine Geste der Versöhnung: Gemeinsam legen die Führer der vormaligen Kriegsgegner Kränze nieder. Beim Angriff auf Pearl Harbor wurde fast die gesamte Pazifikflotte Amerikas zerstört, 2.400 Amerikaner wurden getötet.
Eine Geste der Versöhnung: Gemeinsam legen die Führer der vormaligen Kriegsgegner Kränze nieder. Beim Angriff auf Pearl Harbor wurde fast die gesamte Pazifikflotte Amerikas zerstört, 2.400 Amerikaner wurden getötet. © dpa | Petty Officer 1st Class Jay Chu
In seiner Rede erklärte Shinzo Abe sein „aufrichtiges und immerwährendes Beileid“ für die Opfer. Obama sprach von einer „historischen Geste“.
In seiner Rede erklärte Shinzo Abe sein „aufrichtiges und immerwährendes Beileid“ für die Opfer. Obama sprach von einer „historischen Geste“. © imago/Kyodo News | imago stock&people
„Wir dürfen die Schrecken des Kriegs niemals wiederholen“, so der japanische Ministerpräsident. Zu einer Entschuldigung für den Überfall von Seiten Japans kam es allerdings nicht.
„Wir dürfen die Schrecken des Kriegs niemals wiederholen“, so der japanische Ministerpräsident. Zu einer Entschuldigung für den Überfall von Seiten Japans kam es allerdings nicht. © imago/Kyodo News | imago stock&people
Gemeinsam begrüßten die Staatsmänner Überlebende des Angriffs.
Gemeinsam begrüßten die Staatsmänner Überlebende des Angriffs. © imago/ZUMA Press | imago stock&people
Eine Versöhnungsgeste, die berührt: Shinzo Abe umarmt einen Veteranen.
Eine Versöhnungsgeste, die berührt: Shinzo Abe umarmt einen Veteranen. © imago/Kyodo News | imago stock&people
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„Der Charakter von Nationen wird im Krieg getestet, aber er wird in Friedenszeiten geformt“, sagte Obama. Die USA und Japan hätten Freundschaft und Frieden gewählt und seien damit erfolgreich gewesen. „Unsere Allianz war nie stärker. In guten und schlechten Zeiten sind wir füreinander da.“

Angriff von Pearl Harbor Zäsur im Zweiten Weltkrieg

Der Angriff auf Pearl Harbor hatte die USA ins Mark getroffen und den Eintritt der Supermacht in den Zweiten Weltkrieg bewirkt. Bei dem Angriff am 7. Dezember 1941 waren rund 2400 Amerikaner ums Leben gekommen. 300 japanische Flugzeuge überzogen den Hafen westlich von Hawaiis Hauptstadt Honolulu mit einem Bombenteppich.

Anschließend entschloss sich Präsident Franklin D. Roosevelt, in den Zweiten Weltkrieg einzutreten. Damit markierte Pearl Harbor auch das Ende des Imperialismus, wie er vom japanischen Kaiserreich betrieben worden war.

Präsident Obamas letztes Treffen mit Staatsmann

Für den scheidenden US-Präsidenten war das Treffen mit Abe auf Hawaii – wenige Kilometer von Obamas Geburtsort entfernt – die vermutlich letzte Zusammenkunft mit einem ausländischen Staatsmann in seiner acht Jahre währenden Amtszeit. Sein erstes bilaterales Treffen als Präsident hatte Obama 2009 mit Abes Vorgänger Taro Aso im Weißen Haus abgehalten.

Der Angriff auf Pearl Harbor

Luftaufnahme von Pearl Harbor, Hawaii (USA) vom 25.12.2016. Die mit Deutschland verbündeten Japaner begannen am 07.12.1941 den Luftangriff auf den US-Marinestützpunkt. Damit trat Ostasien in den Zweiten Weltkrieg ein. Am Tag nach dem Angriff erklärte Japan den USA, Großbritannien, Kanada und Australien den Krieg.
Luftaufnahme von Pearl Harbor, Hawaii (USA) vom 25.12.2016. Die mit Deutschland verbündeten Japaner begannen am 07.12.1941 den Luftangriff auf den US-Marinestützpunkt. Damit trat Ostasien in den Zweiten Weltkrieg ein. Am Tag nach dem Angriff erklärte Japan den USA, Großbritannien, Kanada und Australien den Krieg. © imago/Kyodo News | imago stock&people
Japanische Kampfflugzeuge am 07.12.1941 auf dem Weg nach Pearl Harbor.
Japanische Kampfflugzeuge am 07.12.1941 auf dem Weg nach Pearl Harbor. © dpa | UPI
Brennende amerikanische Schlachtschiffe nach dem Überraschungsangriff der Japaner...
Brennende amerikanische Schlachtschiffe nach dem Überraschungsangriff der Japaner... © dpa | -
...sowie Brände auf dem Militärflugplatz Hickam-Field bei Pearl Harbor.
...sowie Brände auf dem Militärflugplatz Hickam-Field bei Pearl Harbor. © dpa | UPI
Das Schlachtschiff „Oklahoma“ der Amerikaner liegt schwer getroffen auf der Seite. Mit dem Angriff auf Pearl Harbor wurde fast die gesamte Pazifikflotte Amerikas zerstört, 2.400 Amerikaner wurden getötet.
Das Schlachtschiff „Oklahoma“ der Amerikaner liegt schwer getroffen auf der Seite. Mit dem Angriff auf Pearl Harbor wurde fast die gesamte Pazifikflotte Amerikas zerstört, 2.400 Amerikaner wurden getötet. © dpa | UPI
Als Reaktion auf den japanischen Überfall auf die US-amerikanische Pazifikflotte in Pearl Harbor unterzeichnet US-Präsident Franklin D. Roosevelt am 08.12.1941 in Washington die Kriegserklärung gegen Japan. Am 11. Dezember erklärten daraufhin Deutschland und Italien den USA den Krieg.
Als Reaktion auf den japanischen Überfall auf die US-amerikanische Pazifikflotte in Pearl Harbor unterzeichnet US-Präsident Franklin D. Roosevelt am 08.12.1941 in Washington die Kriegserklärung gegen Japan. Am 11. Dezember erklärten daraufhin Deutschland und Italien den USA den Krieg. © dpa | Consolidated owi loc
Noch immer, 75 Jahre nach dem Angriff, schwimmt ein Ölfilm aus dem Wrack der „USS Arizona“ auf dem Meer vor Pearl Harbor. Die Versenkung des Schlachtschiffes  kostete fast 1.200 Menschen das Leben.
Noch immer, 75 Jahre nach dem Angriff, schwimmt ein Ölfilm aus dem Wrack der „USS Arizona“ auf dem Meer vor Pearl Harbor. Die Versenkung des Schlachtschiffes kostete fast 1.200 Menschen das Leben. © dpa | Chris Melzer
Trümmer des japanischen Zerstörers Kukuzuki liegen in der Nähe von Tokio. Bis zur  Kapitulation Japans im Jahr 1945 kostete der Krieg mehr als zwei Millionen Menschen das Leben.
Trümmer des japanischen Zerstörers Kukuzuki liegen in der Nähe von Tokio. Bis zur Kapitulation Japans im Jahr 1945 kostete der Krieg mehr als zwei Millionen Menschen das Leben. © The Asahi Shimbun/Getty Images | Getty Images
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Abe ist der dritte japanische Regierungschef, der nach Pearl Harbor reiste. Die vorhergehenden Besuche waren in weniger aufwendigem Rahmen gehalten worden: Selbst die japanische Regierung konnte sich anscheinend nicht mehr erinnern und gab zunächst fälschlich bekannt, Abes Besuch sei der erste eines japanischen Ministerpräsidenten an den historischen Stätten.

Verhältnis immer noch kompliziert

Obama hatte seinerseits im Mai als erster amtierender US-Präsident die japanische Stadt Hiroshima besucht, die bei der Explosion einer US-Atombombe im August 1945 zerstört wurde. Auch er hatte keine Entschuldigung für den Einsatz von insgesamt zwei Kernwaffen gegen Japan ausgesprochen. Schon Obamas Besuch hatte in beiden Staaten heftige Debatten ausgelöst: Kritiker in beiden Ländern warfen sich gegenseitig vor, selektive Erinnerungen an die Ereignisse zu haben. (dpa)