Philadelphia. Hillary Clinton ist Präsidentschaftskandidatin der Demokraten. Im historischen Moment spielte eine 102-Jährige eine besondere Rolle.

Philadelphia ist ein geschichtsträchtiger Ort in den USA. 240 Jahre nach der dort verkündeten Unabhängigkeit von den englischen Kolonialherren macht die Metropole an der Ostküste jetzt erneut Geschichte. Von Philadelphia aus wird erstmals eine Frau von einer der großen US-Parteien offiziell in den Kampf um das Weiße Haus entsandt: Hillary Clinton soll die 45. Präsidentin der Vereinigten Staaten werden – so will es die Mehrheit der über 4700 Delegierten des Parteitages der Demokraten.

Die erste Frau als Kandidatin für dieses Amt bekam auf dem Parteitag auch Rückenwind von einer Frau, die geboren wurde, ehe Frauen in den USA überhaupt wählen durften: Die 102-jährige Jerry Emmett hatte für Arizona das Wort, als die Delegierten der einzelnen Bundesstaaten die Stimmen aus ihren Staaten verkündeten: „51 Votes for the next president of the United States of America, Hillary Rodham Clinton!“, sagte die betagte Dame im Stil eines Ansagers bei einem Boxkampf unter dem Jubel in der Halle.

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Die frühere Erzieherin gehörte zwar nicht zu den Delegierten, war jedoch als Ehrenvorsitzende der Delegation mit nach Philadelphia gekommen. Der Vorsitzende der Abordnung aus Arizona, der Republikaner Ruben Gallego, moderierte sie an – und gab ihr nach der Verkündung ein Küsschen auf die Wange. „Ich habe weinen müssen, ich weine sonst nie“, sagte Emmett später der Zeitung „The Arizona Republic“.

Hillary Clinton will Präsidentin werden

Die frühere US-Außenministerin Hillary Clinton will die erste Präsidentin der USA werden. Dass sie für die Demokratische Partei ins Rennen gegen Donald Trump geht, ist inzwischen klar.
Die frühere US-Außenministerin Hillary Clinton will die erste Präsidentin der USA werden. Dass sie für die Demokratische Partei ins Rennen gegen Donald Trump geht, ist inzwischen klar. © dpa | Craig Lassig
Während die 68-Jährige zunächst lange als praktisch gesetzt galt für die Nominierung der Demokraten, setzte ihr dann monatelang Konkurrent Bernie Sanders in Umfragen und Vorwahlen zu. Inzwischen hat sie die nötige Delegiertenzahl für die Nominierung zusammen.
Während die 68-Jährige zunächst lange als praktisch gesetzt galt für die Nominierung der Demokraten, setzte ihr dann monatelang Konkurrent Bernie Sanders in Umfragen und Vorwahlen zu. Inzwischen hat sie die nötige Delegiertenzahl für die Nominierung zusammen. © dpa | Michael Reynolds
Neben den Delegierten, die Präsidentschaftsbewerber durch die Wählerstimmen bei Vorwahlen gewinnen, gibt es bei der Demokratischen Partei „Superdelegierte“ – Politiker mit Posten in der Partei etwa, die ebenfalls für einen Kandidaten stimmen können. Das hilft Hillary Clinton enorm.
Neben den Delegierten, die Präsidentschaftsbewerber durch die Wählerstimmen bei Vorwahlen gewinnen, gibt es bei der Demokratischen Partei „Superdelegierte“ – Politiker mit Posten in der Partei etwa, die ebenfalls für einen Kandidaten stimmen können. Das hilft Hillary Clinton enorm. © REUTERS | JAVIER GALEANO
Es ist das zweite Mal, dass Hillary Clinton versucht, US-Präsidentin zu werden. 2008 hatte sich die ehemalige First Lady (hier mit Ehemann und Ex-Präsident Bill Clinton und der gemeinsamen Tochter Chelsea) bereits um die Nominierung der Demokratischen Partei zur Präsidentschaftskandidatin beworben – und gegen Barack Obama verloren.
Es ist das zweite Mal, dass Hillary Clinton versucht, US-Präsidentin zu werden. 2008 hatte sich die ehemalige First Lady (hier mit Ehemann und Ex-Präsident Bill Clinton und der gemeinsamen Tochter Chelsea) bereits um die Nominierung der Demokratischen Partei zur Präsidentschaftskandidatin beworben – und gegen Barack Obama verloren. © REUTERS | ADREES LATIF
Politik macht Hillary Clinton, die am 26. Oktober 1947 in Chicago als Hillary Diane Rodham geboren wurde, seit mehr als 40 Jahren. Während ihres Jura-Studiums an der Elite-Uni Yale – dort lernte sie Bill Clinton kennen – unterstützte sie 1972 den  Präsidentschaftskandidaten der Demokraten, George McGovern.
Politik macht Hillary Clinton, die am 26. Oktober 1947 in Chicago als Hillary Diane Rodham geboren wurde, seit mehr als 40 Jahren. Während ihres Jura-Studiums an der Elite-Uni Yale – dort lernte sie Bill Clinton kennen – unterstützte sie 1972 den Präsidentschaftskandidaten der Demokraten, George McGovern. © REUTERS | SCOTT MORGAN
1974 arbeitete Hillary Rodham im Parlamentskomitee zur Absetzung des Republikanischen US-Präsidenten Richard Nixon und lehrte an der Universität von Arkansas.
1974 arbeitete Hillary Rodham im Parlamentskomitee zur Absetzung des Republikanischen US-Präsidenten Richard Nixon und lehrte an der Universität von Arkansas. © REUTERS | JIM BOURG
Bill und Hillary Clinton heirateten 1975, Hillary arbeitete als Anwältin. Von 1979 bis 1981 und von 1983 bis 1993 war Bill Clinton Gouverneur des US-Bundesstaates Arkansas: In dieser Zeit setzte sich Hillary Clinton, die 1980 Tochter Chelsea zur Welt brachte, für Kinder- und Familienrechte ein.
Bill und Hillary Clinton heirateten 1975, Hillary arbeitete als Anwältin. Von 1979 bis 1981 und von 1983 bis 1993 war Bill Clinton Gouverneur des US-Bundesstaates Arkansas: In dieser Zeit setzte sich Hillary Clinton, die 1980 Tochter Chelsea zur Welt brachte, für Kinder- und Familienrechte ein. © REUTERS | BRIAN SNYDER
Durch ihre acht Jahre als First Lady (1993-2001) kennt Clinton das Weiße Haus aus nächster Nähe. Einige Beobachter sind überzeugt, dass ihr Mann Bill es ohne sie nie ins ranghöchste Amt der USA geschafft hätte. Die eigenwillige Karriere-Anwältin beeindruckte mit ihrem selbstbewussten Stil, der politisch aber nicht immer geschickt daherkam. Sie entwickelte eine eigene Stimme und arbeitete während Bill Clintons erster Amtszeit an einer Gesundheitsreform. Einen Tiefpunkt markierte seine Sex-Affäre mit der Praktikantin Monica Lewinsky – doch Hillary hielt zu ihm.
Durch ihre acht Jahre als First Lady (1993-2001) kennt Clinton das Weiße Haus aus nächster Nähe. Einige Beobachter sind überzeugt, dass ihr Mann Bill es ohne sie nie ins ranghöchste Amt der USA geschafft hätte. Die eigenwillige Karriere-Anwältin beeindruckte mit ihrem selbstbewussten Stil, der politisch aber nicht immer geschickt daherkam. Sie entwickelte eine eigene Stimme und arbeitete während Bill Clintons erster Amtszeit an einer Gesundheitsreform. Einen Tiefpunkt markierte seine Sex-Affäre mit der Praktikantin Monica Lewinsky – doch Hillary hielt zu ihm. © REUTERS | RICK WILKING
Im Buch „It Takes a Village“ beschrieb Hillary Clinton 1996 ihre Vision einer kinderfreundlichen Gesellschaft. In der 2003 erschienenen Autobiografie „Living History“ spielt auch Bill Clintons Affäre eine Rolle.
Im Buch „It Takes a Village“ beschrieb Hillary Clinton 1996 ihre Vision einer kinderfreundlichen Gesellschaft. In der 2003 erschienenen Autobiografie „Living History“ spielt auch Bill Clintons Affäre eine Rolle. © dpa | Larry W. Smith
2000 wurde Hillary Clinton zum ersten Mal in ein Amt gewählt: Für den Bundesstaat New York saß sie im US-Senat. 2006 schaffte die Senatorin Clinton die Wiederwahl.
2000 wurde Hillary Clinton zum ersten Mal in ein Amt gewählt: Für den Bundesstaat New York saß sie im US-Senat. 2006 schaffte die Senatorin Clinton die Wiederwahl. © REUTERS | RICK WILKING
Eisenharter Ehrgeiz, ein bisweilen verbissener Arbeitseifer und ein wenig Arroganz: Hillary Rodham Clinton gilt als eine der „härtesten“ Frauen in der amerikanischen Spitzenpolitik.
Eisenharter Ehrgeiz, ein bisweilen verbissener Arbeitseifer und ein wenig Arroganz: Hillary Rodham Clinton gilt als eine der „härtesten“ Frauen in der amerikanischen Spitzenpolitik. © REUTERS | JASON MICZEK
Clintons Kampfgeist zeigte sich auch daran, dass sie nach dem Auszug aus dem Weißen Haus und der bitteren Niederlage im Vorwahlkampf 2008 gegen den späteren Präsidenten Barack Obama nicht aufgab. Verlieren gehört nicht zu den Stärken Clintons. Als Obamas Außenministerin (2009-2013) bereiste sie dann 112 Länder und soll als Chefdiplomatin über eine Million Kilometer zurückgelegt haben.
Clintons Kampfgeist zeigte sich auch daran, dass sie nach dem Auszug aus dem Weißen Haus und der bitteren Niederlage im Vorwahlkampf 2008 gegen den späteren Präsidenten Barack Obama nicht aufgab. Verlieren gehört nicht zu den Stärken Clintons. Als Obamas Außenministerin (2009-2013) bereiste sie dann 112 Länder und soll als Chefdiplomatin über eine Million Kilometer zurückgelegt haben. © dpa | John Taggart
Die Sicherheitsmängel beim Konsulat im libyschen Bengasi, wo vier US-Diplomaten bei einer Terrorattacke getötet wurden, nagten an ihrer Amtszeit. Doch auch diese bis heute aufflackernden Vorwürfe haben sie nicht davon abgehalten, noch einen Anlauf an die Spitze zu wagen.
Die Sicherheitsmängel beim Konsulat im libyschen Bengasi, wo vier US-Diplomaten bei einer Terrorattacke getötet wurden, nagten an ihrer Amtszeit. Doch auch diese bis heute aufflackernden Vorwürfe haben sie nicht davon abgehalten, noch einen Anlauf an die Spitze zu wagen. © REUTERS | JIM BOURG
Die Ex-Außenministerin präsentiert sich gerne als die Bewerberin, die das fortführen will, was Barack Obama begonnen hat – etwa bei der umstrittenen Gesundheitsversorgung. Sie will das System, das als „Obamacare“ bekannt ist und geschaffen wurde, um Millionen Amerikaner ohne Krankenversicherung die Möglichkeit einer Absicherung zu bieten, beibehalten.
Die Ex-Außenministerin präsentiert sich gerne als die Bewerberin, die das fortführen will, was Barack Obama begonnen hat – etwa bei der umstrittenen Gesundheitsversorgung. Sie will das System, das als „Obamacare“ bekannt ist und geschaffen wurde, um Millionen Amerikaner ohne Krankenversicherung die Möglichkeit einer Absicherung zu bieten, beibehalten. © REUTERS | JIM BOURG
Nach Clintons Ansicht sollten die größten Finanzinstitute künftig eine Risikogebühr zahlen. Den Hochfrequenzhandel, also den automatisierten Kauf und Verkauf von Wertpapieren in Sekundenbruchteilen, will sie besteuern.
Nach Clintons Ansicht sollten die größten Finanzinstitute künftig eine Risikogebühr zahlen. Den Hochfrequenzhandel, also den automatisierten Kauf und Verkauf von Wertpapieren in Sekundenbruchteilen, will sie besteuern. © dpa | Larry W. Smith
Den US-Bundesstaaten will Clinton Zuschüsse in Milliardenhöhe gewähren, damit diese in höhere Bildung investieren. Die Zinssätze auf Studiendarlehen müssten gesenkt werden, erklärte sie.
Den US-Bundesstaaten will Clinton Zuschüsse in Milliardenhöhe gewähren, damit diese in höhere Bildung investieren. Die Zinssätze auf Studiendarlehen müssten gesenkt werden, erklärte sie. © REUTERS | BRIAN SNYDER
Thema Abtreibung: Die Entscheidung darüber sollen die Frauen haben. Der Organisation Planned Parenthood, die in rund 700 Kliniken Schwangere betreut und auch Abtreibungen durchführt, dürften die öffentlichen Mittel nicht gestrichen werden, erklärte Clinton.
Thema Abtreibung: Die Entscheidung darüber sollen die Frauen haben. Der Organisation Planned Parenthood, die in rund 700 Kliniken Schwangere betreut und auch Abtreibungen durchführt, dürften die öffentlichen Mittel nicht gestrichen werden, erklärte Clinton. © REUTERS | ADREES LATIF
Thema Einwanderung: Die rund elf Millionen illegalen Einwanderer in den USA sollten die Möglichkeit bekommen, die amerikanische Staatsbürgerschaft zu erhalten („Path to Citizenship“).
Thema Einwanderung: Die rund elf Millionen illegalen Einwanderer in den USA sollten die Möglichkeit bekommen, die amerikanische Staatsbürgerschaft zu erhalten („Path to Citizenship“). © REUTERS | RICK WILKING
Thema Militär: Die USA müssten weiterhin das stärkste und am besten ausgerüstete Militär in der Welt haben, fordert Clinton. Sie ist für eine Flugverbotszone in Syrien und hat deutlich gemacht, dass sie „russischen Aggressionen“ in Europa entgegen treten will. Präsident Wladimir Putin müsse die Stirn geboten werden.
Thema Militär: Die USA müssten weiterhin das stärkste und am besten ausgerüstete Militär in der Welt haben, fordert Clinton. Sie ist für eine Flugverbotszone in Syrien und hat deutlich gemacht, dass sie „russischen Aggressionen“ in Europa entgegen treten will. Präsident Wladimir Putin müsse die Stirn geboten werden. © dpa | Cj Gunther
Kampf gegen den Terror: Die frühere Außenministerin ist dafür, dass die USA in der Anti-IS-Koalition weiter eine führende Rolle innehaben.
Kampf gegen den Terror: Die frühere Außenministerin ist dafür, dass die USA in der Anti-IS-Koalition weiter eine führende Rolle innehaben. © REUTERS | JIM YOUNG
Thema Waffen: Clinton ist dafür, dass die behördliche Durchleuchtung der Käufer und Verkäufer von Waffen ausgeweitet wird. Der Kauf einer Waffe solle ohne einen vollständigen „Background Check“ nicht mehr möglich sein.
Thema Waffen: Clinton ist dafür, dass die behördliche Durchleuchtung der Käufer und Verkäufer von Waffen ausgeweitet wird. Der Kauf einer Waffe solle ohne einen vollständigen „Background Check“ nicht mehr möglich sein. © dpa | Larry W. Smith
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Clinton geht ins Rennen gegen den schillernden Republikaner-Tribun Donald Trump. Vor einem Jahr hätte sich vermutlich kaum ein Buchmacher gefunden, der eine Wette auf das scheinbar ungleiche Duell angenommen hätte. Hier der erfahrene, mit allen Wassern gewaschene Politprofi, geprüft als Außenministerin, geschliffen als First Lady, gehärtet als Senatorin von New York, als die Stadt ihre schlimmste Zeit durchmachte. Dort der Seiteneinsteiger, der Polit-Clown, ohne Vision, ohne tiefgreifendes Wissen, ohne funktionierendes Netzwerk.

Trump holt in Umfragen auf

Doch das Blatt hat sich längst gewendet. In Umfragen hatte Trump zuletzt aufgeholt, nach seiner medienträchtig inszenierten Nominierung in Cleveland sogar die Führung übernommen. Meinungsforscher-Guru Nate Silver sieht inzwischen eine 57-prozentige Wahrscheinlichkeit für einen Wahlsieg Trumps, wenn die Wahl jetzt stattfinden würde.

Das muss nichts heißen und kann nach dem fein inszenierten Demokraten-Parteitag schon ganz anders aussehen. Clinton gab auf „ihrem“ Konvent allen eine Stimme: Die Botschaft an das Volk lautet: „Wir sollen alle zusammenstehen, Schwarze und Weiße, Behinderte und Nichtbehinderte, Alte und Junge.“ Sorgsam choreographiert, mit Prominenz aus Musik, Sport und Showbusiness geschmückt, geriet der Parteitag zu einem Spektakel mit Strahlwirkung. Viele, wenngleich längst nicht alle, vereinigten sich hinter dem gemeinsamen Ziel, das nicht zuletzt Clintons hartnäckiger Widersacher Bernie Sanders formulierte: „Donald Trump darf nicht Präsident werden.“

Hillary Clinton war am Dienstagabend nicht in Philadelphia. Sie wurde live aus New York zugeschaltet.
Hillary Clinton war am Dienstagabend nicht in Philadelphia. Sie wurde live aus New York zugeschaltet. © REUTERS | MARK KAUZLARICH

Michelle Obama und Bill Clinton halten Rede

Clinton holte viele Fürsprecher auf die Bühne. Michelle Obama war eine, ihr Ehemann Bill ein anderer. „Im Frühjahr 1971 traf ich ein Mädchen. Ich wusste, es war nicht nur eine weitere Schulter, die ich packte“, sagte Bill Clinton am Dienstag (Ortszeit) in einer Rede, die fast zur Liebeserklärung geriet, über das Kennenlernen des Politiker-Paares. Hillary Clinton, der Mensch, nicht nur die kalte Rechnerin.

Auch Feuerwehrleute, die sich beim Einsatz bei den Anschlägen vom 11. September in New York Lungenkrankheiten holten, Mütter von Opfern von Polizeigewalt, Vergewaltigungsopfer mit Abtreibungswunsch – alle wussten viel Positives zu berichten über Clinton und ihre menschlichen Züge. „Sie hält den Amerikanischen Traum am Leben“, fasste ihr einstiger Senatoren-Kollege aus New York, Chuck Schumer, zusammen.

Doch das Eis ist dünner geworden für die 68-Jährige. Die Möglichkeit, dass auch der zweite Anlauf auf das Weiße Haus nach der Vorwahlniederlage 2008 gegen Barack Obama nicht zum Erfolg führen könnte – sie ist eine reale Vorstellung geworden.

Clinton mit wenigen Fehlern im Wahlkampf

Clinton hat bisher nicht viele Fehler gemacht im Wahlkampf 2016. Einer der größten war, ihren parteiinternen Kontrahenten Bernie Sanders zu unterschätzen – um ihn dann mit grenzwertigen Methoden ausbremsen zu lassen. Sie musste bis sprichwörtlich zur letzen Sekunde auf dem Parteitag kämpfen, um den Sieg zu sichern, Parteichefin Debbie Wasserman Schultz, eine Vertraute Clintons, blieb auf der Strecke.

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Noch am Tag der Nominierungsabstimmungen kämpften die Spindoktoren hinter verschlossenen Türen, und versuchten, Sanders von einer Kampfabstimmung abzubringen – fast vergebens. Immerhin rief der Senator aus Vermont zum Schluss des „Roll Calls“ im Parteitagsplenum dazu auf, mündlich nach Lautstärke abzustimmen. Die Delegierten johlten, die Schlacht war geschlagen, auch Sanders hatte noch einmal seinen Moment. Und Clinton vermied zumindest offiziell und für die Annalen ein geteiltes Votum.

Bernie Sanders zieht junge Wähler an

Doch Sanders Anhängerschaft will von den Abmachungen in den Hinterzimmern nichts wissen. „Das hier ist ziviler Ungehorsam“, sagt Deane Evans aus dem Staat Washington, als Dutzende Delegierte das Pressezentrum des Parteitags blockieren. Sanders hat mit seiner Politik Hunderttausende junger, rebellischer Amerikaner angezogen – Clinton fehlt zu ihnen der Zugang.

Skeptiker unter den Demokraten, wie etwa der Filmemacher Michael Moore glauben, dass viele von ihnen zwar zu Clinton überspringen. „Aber ihnen fehlt die Begeisterung, noch vier, fünf anderen mitzunehmen“, sagt Moore. Clinton, die kühle, abgebrühte Karrierefrau, scheint nur begrenzt zu dem fähig, was vor acht Jahren als Obama-Effekt bezeichnet wurde – eine Art Aufbruchstimmung in der jungen Wählerschaft. Für Emotionen im US-Wahljahr 2016 ist eher das Lager Donald Trumps zuständig. (bk/dpa)