Washington. Das Rennen um die Präsidentschaftskandidatur der US-Demokraten ist gelaufen, doch Bernie Sanders will partout nicht aufgeben. Warum?

Für Anhänger der reinen Lehre, die sich an Verteilungsschlüsseln auf Parteitagen orientieren, glich Bernie Sanders Ringen um die demokratische Präsidentschaftskandidatur schon seit Wochen Don Quijotes Kampf gegen Windmühlenflügel: Dank eines riesigen Vorsprungs bei den sogenannten Super-Delegierten (Funktionäre, die nicht an das Votum aus den Vorwahlen ihrer jeweiligen Bundesstaaten gebunden sind) wäre Hillary Clinton nur einholbar gewesen, wenn der Senator aus Vermont einen Erdrutsch-Sieg nach dem anderen erzielte hätte. Das Gegenteil ist der Fall.

Heute trennen Sanders gut 900 Stimmen von Clinton, die auf dem Parteitag in Philadelphia auf 2755 Delegierte bauen darf; nötig sind 2383. Sanders kommt auf 1852. Die allerletzte Vorwahl am nächsten Dienstag im Hauptstadtbezirk DC kann diesen Abstand nicht wettmachen. Trotzdem hat der 74-jährige angekündigt, bis zur bitteren Neige im Wettbewerb zu bleiben. Warum?

Obama will mit Sanders sprechen

Sanders glaubte bislang, er könne Super-Delegierte, die sich Clinton verpflichtet haben, zum Überlaufen bewegen. Begründung: In Umfragen werden ihm, nicht Clinton, die größeren Chance eingeräumt, im November Donald Trump zu schlagen. Sein Denkfehler: Kein einziger Super-Delegierter hat bisher Anstalten in diese Richtung gemacht.

Nach Sanders’ Niederlage in Kalifornien würde dies auch den Willen der demokratischen Basis konterkarieren. Clinton hat seit Januar über drei Millionen Stimmen mehr als Sanders bekommen. Viel spricht dafür, dass Sanders das alles längst eingesehen hat und nur die Preise hochtreiben will. Sprich: Clinton soll ihm auf dem Parteitag in Philadelphia Ende Juli und darüber hinaus Einfluss auf die demokratische Programmatik einräumen. Clinton kann nicht auf seine Wählerinnen und Wähler verzichten. Am Donnerstag wird Präsident Obama darüber mit Sanders sprechen. Je eher Sanders seine Niederlage eingesteht, desto schneller kann sich Clinton auf Donald Trump konzentrieren. Fragt sich: Wann lenkt der alte Mann ein?