Kabul . Der heilige Fastenmonat Ramadan verschafft den Afghanen keine Gewaltpause. Die Taliban kündigten im Gegenteil eine neue Offensive an.

Die radikalislamischen Taliban haben in den afghanischen Provinzen Kundus und Gasni Reisende entführt und mindestes zwölf Menschen getötet. Nach Angaben der Behörden waren am Mittwoch noch mindestens elf Entführte in den Händen der Extremisten.

Polizei und Gouverneurspalast teilten mit, die Taliban hätten in Kundus auf einer Autobahn zunächst 15 bis 18 Passagiere eines Busses und eines Toyota-Kombis entführt. Der Sprecher des Gouverneurspalasts, Hamdullah Danisch, korrigierte damit die zunächst genannte Zahl von „mehr als 40“ entführten Passagieren. Nach Gefechten und Hausdurchsuchungen hätten sieben Geiseln später befreit werden können.

Seit Monaten halten die Aufständischen in vielen Provinzen des Landes Fahrzeuge an. Sie versuchen, Mitglieder der Regierung oder der Sicherheitskräfte sowie Mitarbeiter internationaler Organisationen zu identifizieren, die sie dann bedrohen, entführen oder töten. Damit sollen die Regierung und Menschen, die für die „Besatzer“ arbeiten, gezielt eingeschüchtert und entmutigt werden.

Dschihad zu beschleunigen bedeute, ihn zu ehren

Die Vereinten Nationen (UN) und die afghanische Regierung hatten die Taliban gebeten, im heiligen Fastenmonat Ramadan weniger gewaltvoll vorzugehen. Die Taliban kündigten daraufhin eine neue Offensive an. „Den Dschihad zu stoppen bedeutet nicht, den Ramadan zu achten. Den Dschihad zu beschleunigen – das bedeutet, ihn zu ehren,“ schrieben die Islamisten in einem Online-Artikel.

In Gasni im Osten des Landes waren vor wenigen Tagen zwölf Mitglieder der Sicherheitskräfte entführt worden. Dienstagabend seien ihre Leichen im Bezirk Andar gefunden worden. Zwei der Toten seien Mitglieder des Geheimdienstes gewesen, zehn waren Soldaten und Polizisten.

Die Vereinten Nationen in Afghanistan hatten die Serie von Entführungen und Tötungen ziviler Reisender verurteilt. Sie forderten die Freilassung aller Geiseln und ein Ende „dieser schrecklichen Praxis“. (aba, dpa)