Berlin. Der Frontex-Chef Fabrice Leggeri fordert mehr Beamte und Boote. In diesem Jahr flüchteten rund 110.000 Menschen über das Mittelmeer.

Der Chef der europäischen Grenzschutzagentur Frontex erwartet für dieses Jahr keine Entspannung beim Zuzug von Flüchtlingen in die EU. Wenn 2016 so viele Migranten kämen wie im vergangenen Jahr, „dann würde ich sagen, dass das kein schlechtes Jahr wäre“, sagte Fabrice Leggeri am Dienstag in Berlin. Wenn die geopolitischen Gründe wie der Krieg in Syrien, die Lage in Libyen und die Situation in verschiedenen afrikanischen Ländern so blieben, würden auch die Flüchtlingsströme hoch bleiben.

Knapp zwei Monate nach Jahresbeginn sind bereits mehr als 100.000 Flüchtlinge und Wirtschaftsmigranten über das Mittelmeer nach Europa gekommen. 2015 sei diese Zahl erst im Juli erreicht worden, teilte die Internationale Organisation für Migration (IOM) am Dienstag in Genf mit. 97 000 Männer, Frauen und Kinder sind in Griechenland angekommen. Über Italien kamen nur 7500. Insgesamt gab es rund 110.000 Bootsflüchtlinge.

Frontex-Chef: Kein Zaun kann Zuzug stoppen

Mehr als 410 Flüchtlinge sind in diesem Jahr bereits auf ihrer Reise ums Leben gekommen. Allein auf der Überfahrt von der Türkei zu den griechischen Inseln starben 321 Menschen. Laut griechischen Behörden kommt knapp die Hälfte aller Flüchtlinge aus Syrien (48 Prozent), gefolgt von Afghanistan (25 Prozent) und dem Irak (17 Prozent). Im Februar haben nach IOM-Angaben mehr als 26.000 Flüchtlinge und Migranten die griechische Grenze zu Mazedonien überquert.

Würde die Balkanroute dichtgemacht, würden sich die Flüchtlinge andere Routen suchen, sagte Leggeri. „Die Erfahrung im letzten Jahr hat gezeigt, dass kein Zaun – zum Beispiel in Ungarn – Flüchtlingsströme stoppen kann.“ Von den EU-Staaten forderte er für Frontex vor allem mehr Grenzbeamte und Boote zum Schutz der EU-Außengrenzen. (dpa/rtr/les)