Washington. Hillary Clinton hat doch Staatsgeheimnisse über ihren privaten E-Mail-Server transportiert. Das hat das US-Außenministerium bestätigt.

Als hätte sie es nicht schon mit ihrem populären Rivalen Bernie Sanders schwer genug im Wahlkampf. Jetzt fällt Hillary Clinton auch noch unmittelbar vor Beginn der Vorwahlen um die Präsidentschafts-Nominierung in Iowa der frühere Arbeitgeber in den Rücken: Das US-Außenministerium hat am Freitagabend erstmals offiziell bestätigt, dass auf Clintons privatem E-Mail-Server zu Amtszeiten als Außenministerin nicht nur – wie von ihr standhaft behauptet – unverfängliche Kommunikation gespeichert war. Es soll auch das eine oder andere Staatsgeheimnis darunter gewesen sein.

22 elektronische Botschaften Clintons auf 37 Seiten mit Inhalten der höchsten Geheimhaltungsstufe werden darum unter Verschluss gehalten, erklärte der Sprecher des Außenministeriums, John Kirby, ohne Nachfragen zu beantworten.

Für Clinton ist die Veröffentlichung ein heftiger Schlag ins Kontor. Wie aus Umfragen hervorgeht, beschädigt die seit Monaten wabernde E-Mail-Affäre nachhaltig ihre Glaubwürdigkeit. Die Republikaner, die alles daran setzen, Clinton als Nachfolgerin von Präsident Obama zu verhindern, werfen der früheren First Lady Geheimniskrämerei und Machtmissbrauch vor. Als Außenministerin habe sie ihre Korrespondenz über einen in ihrem Privathaus installierten Server laufen lassen, um sich der öffentlichen Kontrolle zu entziehen, lautet der Kern-Vorwurf der Opposition.

Clinton pocht auf technische Bequemlichkeit

Clinton widerspricht den Vorwürfen bis heute energisch. Allein aus Gründen der technischen Bequemlichkeit habe sie die später beanstandete Lösung gewählt, was – rückblickend betrachtet – ein Fehler gewesen sei. Clinton wiederholte am Freitagabend in Fernseh-Interviews, dass sie über ihren privaten Server niemals Material gesendet oder empfangen habe, das zum jeweiligen Zeitpunkt Geheimhaltungsvorschriften gehorcht habe.

Das, verwirrend genug, bestätigt im Prinzip auch der Sprecher des Außenministeriums. Die unbedingte Vertraulichkeit der digitalen Kommunikation zwischen Clinton und „Unbekannt“ sei erst im Nachhinein von den Geheimdiensten attestiert worden, so John Kirby. Hinter „Unbekannt“ verbirgt sich dem Vernehmen nach auch Präsident Obama.

Für Clinton ist diese Aussage ein Klotz am Bein. „Wir lehnen das komplette Blockieren der Veröffentlichung dieser E-Mails entschieden ab“, erklärt ihr Wahlkampfsprecher Brian Fallon. Clinton habe keine Geheimnisse. Alle 30.000 E-Mails, die sie dem Außenministerium bereits vor Monaten ausgehändigt habe, könnten der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden.