Berlin. Kein Rückgang der Flüchtlingszahlen: Die Grenzschutzagentur Frontex fordert eine bessere Kooperation mit der Türkei. Und äußert Kritik.

Die europäische Grenzschutzagentur Frontex erwartet in diesem Jahr keine Verlangsamung des Flüchtlingszustroms nach Europa. „Trotz schlechteren Wetters kommen immer noch täglich 2000 bis 3000 Leute in Griechenland an“, sagte Frontex-Chef Fabrice Leggeri dem „Spiegel“ in einem am Freitag vorab veröffentlichten Interview. Solange das Morden in Syrien weitergehe, kämen auch Flüchtlinge. „Es wäre schon viel erreicht, wenn wir ihre Zahl stabil halten können“, sagte Leggeri: „Das sind immer noch eine Million Flüchtlinge im Jahr, ich kenne die Mathematik.“

Leggeri kritisierte, die bisherigen Anstrengungen der Türkei, die Flüchtlingszahlen zu senken, reichten nicht aus: „Die Türkei sollte den Schleppern das Geschäft nicht so leicht machen. Das sind organisierte Kriminelle, und die türkische Polizei hat die Pflicht und die Möglichkeiten, ihnen das Handwerk zu legen.“ Das Mindeste sei, dass die Türkei die Europäer mit Informationen versorge: „Mit wie vielen Flüchtlingen müssen wir rechnen, und wo kommen sie an?“

Mehr Grenzbeamte in Griechenland

Die EU hat mit der Türkei ein Maßnahmenpaket vereinbart, um den Flüchtlingszustrom zu reduzieren. Dazu gehört unter anderem die Zahlung von drei Milliarden Euro, um der Türkei bei der Unterbringung und Versorgung der mehr als zwei Millionen Flüchtlinge zu helfen.

Es gebe keine Bestrebungen, die Grenze zwischen Mazedonien und Griechenland zu schließen, sagte Leggeri: „Griechenland hat vor kurzem darum gebeten, mehr Grenzbeamte auf griechischer Seite an der Staatsgrenze zu Mazedonien einzusetzen. Der Zweck ist, Migranten zu registrieren, nicht, die Grenze zu schließen.“

Nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR kamen seit Jahresbeginn bis zum 27. Januar knapp 50.700 Flüchtlinge und Migranten aus der Türkei in Griechenland an – trotz der Gefahren einer Bootsüberfahrt im Winter. Zum Vergleich: Im Juli 2015 hatten 55.000 Migranten von der Türkei zu griechischen Inseln übergesetzt. (rtr/dpa)