Berlin. Die griechische Küstenwache hat einem mutmaßlichen Schlepper nach einem Bootsunglück gezwungen, tote Flüchtlingskinder anzuschauen.

Beamte der griechischen Küstenwache haben einen mutmaßlichen Menschenschmuggler auf ihre eigene Art bestraft und sich damit Ärger von ihren Vorgesetzten eingehandelt. Nach einem Bootsunglück vor der Insel Samos, bei dem am vergangenen Freitag zwei zweijährige Jungen und ein vierjähriges Mädchen umgekommen waren, zwangen sie den mutmaßlichen Schlepper dazu, sich die Kinderleichen anzusehen. Über diese ungewöhnliche Bestrafung berichtet „Sky News“ in einem Video.

Darin ist zu sehen, wie der 21-jährige Türke, der das gekenterte Flüchtlingsboot gesteuert haben soll, von den Beamten in Handschellen zum Hinschauen aufgefordert wird, kurz bevor ein weiterer Mann hinzukommt, um eines der getöteten Kinder zu identifizieren. „Okay, schau“, sagen die Beamten bestimmt. Während die Kinder in einen Sarg getragen werden, fängt der Beschuldigte an, bitterlich zu weinen.

2016 schon mindestens 87 Menschen im Mittelmeer ertrunken

Für ihre Maßnahme wurden die Beamten bereits vom griechischen Schifffahrtsminister getadelt. „Staatsdiener müssen einen kühlen Kopf bewahren und sich im Umgang mit jedem Festgenommenen wie Profis verhalten“, wird Thodoris Dritas von „n-tv.de“ zitiert. Nun muss die Staatsanwaltschaft entscheiden, ob und wie der Türke betraft wird.

Die Lage vor Griechenlands Küste ist generell angespannt. Mindestens 87 Menschen sind im neuen Jahr bereits im Mittelmeer ertrunken oder werden vermisst, wie das UN-Hilfswerk UNHCR mitteilte. In den ersten 17 Tagen dieses Jahres sind nach UN-Angaben bereits mehr als 30.000 Migranten aus der Türkei nach Griechenland gekommen.

Griechenland wirft Türkei Unterstützung von Schleppern vor

Prokopis Pavlopoulos macht für die große Anzahl von Flüchtlingen auch die Türkei verantwortlich. „Ich hege die starke Befürchtung, dass die türkischen Menschenschmuggler Unterstützung von den Behörden bekommen“, sagte der griechische Präsident der „Süddeutschen Zeitung“. „Vor allem die Hafenbehörden tun so, als ob sie nichts mitbekämen. Wir haben Beweise dafür.“

Griechenland stelle zudem Bedingungen für die Zahlung seines Anteils an den drei Milliarden Euro, die die Türkei für die Flüchtlingshilfe im Gegenzug für eine bessere Grenzsicherung bekommen solle. „Griechenland wird all seine Verpflichtungen erfüllen, wenn die Türkei ihre Verpflichtungen erfüllt hat. Bislang hat die Türkei nicht geliefert.“ (ba/dpa/rtr)