Sie hatten ein wichtiges Grabmal bewacht und waren vom IS bedroht worden

Ankara. Türkische Truppen sind in der Nacht zum Sonntag über die Grenze nach Syrien vorgedrungen, um die von der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) belagerten Wachsoldaten vor einem osmanischen Grab in der Nähe von Kobane zu evakuieren. Der türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoglu bezeichnete den Einsatz von 600 Soldaten mit Panzern, Schützenpanzern als Mission „zum Schutz unserer spirituellen Werte“ und der Wachsoldaten vor dem Mausoleum von Süleyman Shah, das eine türkische Exklave am Euphrat in Syrien war.

Davutoglu sagte, eine Abteilung sei zu dem Grab 35 Kilometer jenseits der Grenze am Euphrat vorgerückt. Das Mausoleum wurde von 40 Soldaten bewacht. Die Gruft, in der der Großvater des Gründers des Osmanischen Reichs Osman I. bestattet ist, sei nach der Räumung zerstört worden. Nach Angaben des Präsidialamts besetzte eine andere Abteilung ein Gebiet 200 Meter jenseits der Grenze in der syrischen Region Aschma. Davutoglu zufolge wurde die türkische Flagge auf dem Mausoleum erst eingeholt, nachdem sie „an einer anderen Stelle in Syrien zu wehen begann“. Die Streitkräfte teilten mit, ein Soldat sei bei der Operation bei einem Unfall auf dem Weg zum Grab umgekommen.

Das Grab von Süleyman Shah war eine türkische Exklave in der umkämpften Provinz Aleppo nahe der Stadt Kobane. Die türkischen Hoheitsrechte daran waren 1921 in einem Vertrag mit Frankreich, der damaligen Kolonialmacht in Syrien, verankert worden. Allerdings war der am Sonntag geräumte Standort nicht das ursprüngliche Grab Süleyman Shahs. In den 1970er-Jahren wurde es von einem Schloss weiter südlich in Syrien nach dort verlegt, weil es sonst von einem Stausee überflutet worden wäre.

Angesichts leerer Kassen versucht der IS, seine Kriegszüge durch den Verkauf von Leichen zu finanzieren. Getötete kurdische Gegner biete sie verzweifelten Angehörigen für 10.000 (8786 Euro) bis 20.000 Dollar zum „Kauf“ an, berichtete die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ unter Berufung auf nicht näher bezeichnete Sicherheitskreise. Die Einnahmen der Dschihadisten aus dem Öl-Schmuggel seien wegen der Angriffe der Anti-IS-Koalition und des niedrigen Weltmarktpreises für Öl stark eingebrochen. Auch der Handel mit geraubten Antiquitäten gehe gegen null, weil die Kulturstätten und Gotteshäuser im Machtbereich des IS weitgehend geplündert und neue Gebiete nicht mehr erobert worden seien. Ähnlich verhält es sich Geheimdienstberichten zufolge bei Banken und Privathäusern in dem selbst erklärten „Kalifat“: Auch dort hätten die selbst ernannten Gotteskämpfer bereits alles Verwertbare geraubt.