Jalta. 70 Jahre nach der Konferenz von Jalta hat der russische Parlamentspräsident Sergej Naryschkin in dem Schwarzmeerkurort die Großmächte im Ukraine-Konflikt zum Dialog aufgerufen. „Müssen die politischen Führer des 21. Jahrhunderts erst das allgemeine Unheil abwarten, um sich an den Wert von Verhandlungen zu erinnern?“, mahnte Naryschkin bei einer Gedenkfeier am Donnerstag. Er erinnerte an die Kompromissbereitschaft der Anführer der Anti-Hitler-Koalition, die in Jalta 1945 unter anderem die Teilung Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg in Besatzungszonen besiegelt hatten.

Naryschkin verteidigte die Einverleibung der Halbinsel Krim, die der Westen als Völkerrechtsbruch verurteilt, und verglich diese mit der deutschen Wiedervereinigung im Jahr 1990. Den mit der Krim-Annexion verbundenen Entzug des Stimmrechts Russlands in der Parlamentarischen Versammlung des Europarats bezeichnete der Parlamentspräsident als „Schande der europäischen Demokratie“.

Vom 4. bis zum 11. Februar 1945 hatte der Sowjetdiktator Josef Stalin die Staatschefs der USA und Grossbritanniens auf die Krim in den Liwadija-Palast in Jalta eingeladen, der früher der russischen Zarenfamilie als Sommerresidenz diente. Das Bild vom Schulterschluss Stalins mit dem US-Präsidenten Franklin D. Roosevelt und dem britischen Premier Winston Churchill ging um die Welt. Während sich der Sieg der Alliierten in Europa abzeichnete, legten die drei Großmächte dort die europäische Nachkriegsordnung fest. Gäste aus dem Westen kamen nicht zu den Gedenkfeiern nach Jalta. Die EU und die USA sehen die Krim weiter als ukrainisches Territorium an und warnen aus Sicherheitsgründen vor Reisen dorthin. So ist die Krim heute auch ein Symbol dafür geworden, wie die einst festgelegte Ordnung aus den Fugen geraten ist.