Moskau/Kiew. Der ukrainische Ex-Regierungschef Nikolai Asarow hat dem Westen massive Täuschung und Unaufrichtigkeit beim Kampf um die Macht in Kiew vor einem Jahr vorgeworfen. Dem vom damaligen Präsidenten Viktor Janukowitsch – auch unter deutscher Vermittlung – am 21. Februar 2014 unterschriebenen Abkommen über politische Reformen sei ein „perfekter Betrug“ gefolgt, kritisierte der in Russland im Exil lebende 67-Jährige am Mittwoch in Moskau.

Der Westen habe von vornherein eine Machtergreifung geplant, und Janukowitsch sei wohl nur die Flucht nach Russland geblieben. Gleichwohl habe der damalige Staatschef durch Unentschlossenheit viele Fehler gemacht. Insgesamt sei der Machtwechsel aber ein Putsch unter der Leitung der USA gewesen, behauptete Asarow. Aus dem ganzen Land seien Kräfte auf dem Maidan, dem zentralen Platz in Kiew, zusammengezogen worden, um den Umsturz vorzubereiten. Janukowitsch habe um sein Leben fürchten müssen. „Er sollte wie (der libysche Machthaber) Muammar al-Gaddafi sterben“, meinte Asarow bei der Präsentation des Buches „Ukraina na pereputje“ (Ukraine am Kreuzweg). Zur Bewältigung der Krise im Donbass forderte Asarow eine Verfassungsänderung in der Ukraine. Auch Neuwahlen seien unausweichlich. „Ich glaube nicht, dass die derzeitige Regierung in Kiew fähig ist, das Blutvergießen zu stoppen“, sagte der Ex-Premier.

Die prorussischen Separatisten haben nach Angaben des ukrainischen Militärs im Osten des Landes eine Großoffensive gestartet. 80 Ortschaften und Stellungen seien mit Raketen sowie Artillerie angegriffen worden, sagte ein Militärsprecher. Besonders umkämpft ist die Ortschaft Debaltsewe nordöstlich von Donezk. Der ukrainische Ministerpräsident Arsenij Jazenjuk sprach von 2500 Zivilisten, die in Sicherheit gebracht worden seien.

Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) warnte davor, die im September zwischen Russland, der Ukraine und den Separatisten erzielten Vereinbarungen von Minsk nun über Bord zu werfen. Seit dieser Vereinbarung einer Waffenruhe haben prorussische Rebellen etwa 300 ukrainische Soldaten getötet. Am Wochenanfang kündigten die Separatisten eine Massenmobilmachung an. Ziel sei eine Streitmacht von 100.000 Mann.