Beirut. Nach monatelangen Kämpfen ist die Terrormiliz „Islamischer Staat“ nach kurdischen Angaben fast vollständig aus der nordsyrische Stadt Kobane vertrieben. Peschmerga-Kämpfer hissten am Montag die kurdische Flagge auf einem Berg nahe der strategisch wichtigen Stadt an der türkischen Grenze. Die Rückeroberung gilt als großer Erfolg der kurdischen Kämpfer, die von Luftangriffen des US-geführten Bündnisses gegen den IS unterstützt werden. Kurdenvertreter Idriss Nassan sagte, vereinzelt gebe es noch Gefechte am östlichen Stadtrand. Am heutigen Dienstag werde die Stadt aber frei sein.

Auf der Suche nach einer Lösung für den syrischen Bürgerkrieg insgesamt begann in Moskau ein von Russland anberaumtes Treffen, dem allerdings nur geringe Erfolgsaussichten zugeschrieben wurden. Der syrische Präsident Baschar al-Assad äußerte sich kritisch über die Vertreter der Opposition. Sie seien „Marionetten“, die nicht einmal von den bewaffneten Rebellengruppen als Repräsentanten anerkannt würden, sagte Assad dem US-Magazin „Foreign Affairs“. Die syrische Opposition ist zersplittert. Die größte Gruppe, die vom Westen unterstützte Syrische Nationalkoalition, nimmt an dem Treffen in Moskau nicht teil. In dem fast vier Jahre währenden syrischen Bürgerkrieg starben bisher mehr als 220.000 Menschen, fast vier Millionen Syrer flüchteten.

Der Kampf um Kobane entwickelte sich im Windschatten des syrischen Bürgerkriegs mit dem Erstarken des IS, der seit seinem schnellen Vormarsch im vergangenen Sommer jeweils ein Drittel von Syrien und Irak kontrolliert und in dem gesamten Gebiet ein Kalifat ausrief. Im September begann die sunnitische Terrormiliz damit, rund 300 kurdische Dörfer um Kobane einzunehmen. Tausende Anwohner flohen in die Türkei. Zudem gelang es dem IS, die Stadt selbst zur Hälfte zu erobern. Die Einnahme von Kobane hätte dem IS die Kontrolle zu einem Grenzübergang in die Türkei gegeben und eine direkte Verbindungslinie zwischen den von ihm kontrollierten Gebieten in Syrien und dem Irak geschaffen.

Die USA rückten deshalb den Kampf um Kobane in den Mittelpunkt ihrer Strategie gegen den IS. Seit dem 23. September 2014 flog das internationale Bündnis täglich Luftangriffe, wobei sich 80 Prozent der Schläge auf Kobane und Umgebung konzentrierten. Unterstützung bekamen die kurdischen Kämpfer auch aus dem Irak von den dort schwer bewaffneten kurdischen Peschmerga-Einheiten.