Athen. Für Griechenland bedeutet die vorgezogene Parlamentswahl am Sonntag eine entscheidende Weichenstellung. Alle Augen sind dabei auf das Linksbündnis Syriza gerichtet, das in den Umfragen weiterhin in Führung liegt. Doch wohin steuert das Land, sollte der Zusammenschluss aus Sozialdemokraten, Globalisierungskritikern, früheren Marxisten und Trotzkisten tatsächlich die Mehrheit im Athener Parlament erobern? Während Syriza-Gegner vor unvorhersehbaren Folgen für das Land warnen, verspricht Parteichef Alexis Tsipras eine Abkehr vom Sparkurs und versichert, dass Griechenland auch unter seiner Regierung im Euro-Raum bleiben werde.

Im Wahlkampf wirbt Syriza mit dem Schlagwort „Hoffnung“ und erteilt dem Kurs der Regierung seit Beginn der Schuldenkrise eine Absage: „Fünf Jahre Zerstörung und Angst haben zu nichts geführt. Genug ist genug.“ Während der Krise erlebte Syriza einen rasanten Aufstieg und mauserte sich von einer kleinen Oppositionspartei zum Favoriten auf den Wahlsieg. Doch Syriza ist ein heterogenes Bündnis, Kritiker äußern daher Zweifel, ob es ihm gelingen werde, sich auf einen klaren Regierungskurs zu einigen. Nach Ansicht des Syriza-Abgeordneten Pangiotis Kouroublis ist inzwischen aber ein neuer „Pragmatismus“ eingekehrt.

Griechenlands Staatsverschuldung ist mit 175 Prozent des Bruttoinlandsprodukts weiterhin erdrückend. Nach sechs Jahren hat das Land zwar die Rezession verlassen, doch ist weiterhin jeder Vierte arbeitslos. Zu den Wahlversprechen des Linksbündnisses zählt ein Hilfsprogramm in Höhe von zwölf Milliarden Euro, mit dem die lahmende Wirtschaft angekurbelt werden soll. Zudem will Syriza den Mindestlohn von 580 auf 751 Euro anheben, 300.000 neue Jobs im öffentlichen Sektor und in der Privatwirtschaft schaffen, die Armee verkleinern sowie liberalere Einwanderungsgesetze erlassen.