Kiew. Nach Berichten über eine Zunahme der Gefechte in der Ostukraine erhöht die Regierung in Kiew die Kampffähigkeit ihrer Truppen dort. Das Parlament beschloss am Donnerstag, Soldaten, die bereits lange Zeit im Einsatz gegen die Separatisten sind, durch Reservisten zu ersetzen. Außerdem wird die 2013 abgeschaffte Wehrpflicht teilweise wieder eingeführt. Dies betrifft rund 50.000 junge Menschen oder Personen, die bereits eine militärische Ausbildung erhalten haben.

„Die russische Aggression geht weiter“, sagte der Sekretär des nationalen Sicherheitsrats, Alexander Turtschinow, vor den Abgeordneten. Die Intensität der Gefechte habe deutlich zugenommen. „Es ist dringend nötig, die Kampf- und Mobilisierungsbereitschaft unserer Kräfte und anderer militärischer Kräfte so zu erhöhen, dass eine angemessene Reaktion auf die Bedrohungen der nationalen Sicherheit durch die russische Aggression möglich ist“, sagte Turtschinow. 8500 reguläre russische Soldaten seien in der Ostukraine im Einsatz. Russland hat stets bestritten, Truppen im Nachbarland stationiert zu haben. Am Mittwoch waren zwei ukrainische Soldaten beim Beschuss ihrer Stellung getötet worden. Am Dienstag starben bei einem Angriff auf einen Reisebus an einem Kontrollposten der Armee zwölf Menschen. Die Regierung macht Separatisten für die Tat verantwortlich, diese weisen die Vorwürfe zurück.

Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) warnte vor der Gefahr einer erneuten militärischen Eskalation. Angesichts mangelnder Erfolgsaussichten kommt ein ursprünglich für diese Woche geplantes Gipfeltreffen der Ukraine, Russlands, Frankreichs und Deutschlands bislang nicht zustande. Der Chef der Münchner Sicherheitskonferenz, Wolfgang Ischinger, schlug deshalb vor, die USA stärker an der Lösung des Konflikts zu beteiligen. Dies wäre allerdings nur dann hilfreich, wenn die USA Russland nicht nur zeigen wollten, was alles falsch gemacht worden sei, sagte Ischinger.