US-Regierung nennt hohen Sicherheitsaufwand als Grund für das Fernbleiben

Paris. Viele wichtige Staats- und Regierungschefs waren nach Paris gekommen, doch die US-Regierung fehlte: Weder US-Präsident Barack Obama oder sein Vize Joe Biden noch US-Justizminister Eric Holder, der wegen eines EU-Innenministertreffens am Sonntag in Paris war, nahmen an dem Solidaritätsmarsch teil. Ranghöchste Repräsentantin der Vereinigten Staaten bei der Demonstration, die Feinde aus Russland und der Ukraine, aus Israel wie Palästina in einer Menschenkette vereinte, war die US-Botschafterin in Frankreich, Jane Hartley.

Die konservative New Yorker Zeitung „Daily News“ schreibt nun von „schändlichem Versagen“. Weder Präsident noch Vizepräsident hatten am Sonntag öffentliche Pflichten in den USA wahrzunehmen; Obama habe im Fernsehen eine American-Football-Übertragung verfolgt, hieß es aus Kreisen des Weißen Hauses. Kritiker vermerkten hämisch, der Präsident sei wohl wegen eines Treffens mit den nationalen Basketballchampions San Antonio Spurs am Montag im Weißen Haus unabkömmlich gewesen.

Ein Regierungsbeamter erklärte das Fehlen der beiden höchsten Vertreter der Vereinigten Staaten mit dem enormen Sicherheitsaufwand, der bei Auslandsreisen für Obama wie Biden üblich sei. Diese Anforderungen hätten womöglich zu viel Aufmerksamkeit von Offiziellen wie den Medien auf sich gezogen, die allein den Franzosen gelten sollte. Gut möglich, dass der Secret Service Obama von einem Spontantrip nach Paris dringend abriet. Auslandsreisen des US-Präsidenten verlangen gewöhnlich wochenlange Vorbereitungen mit Vorauskommandos.

Gleichgültig scheint die Irritation die amerikanische Regierung jedoch nicht zu lassen. Außenminister John Kerry, zurzeit in Indien, will nun noch in dieser Woche nach Frankreich reisen. Er werde Paris besuchen, um Solidarität zu zeigen, sagte Kerry im indischen Gujarat, wo er an einer Investorenkonferenz teilnimmt. „Ich fahre auf dem Weg nach Hause dorthin, damit glasklar ist, wie stark uns die Geschehnisse bewegen“, sagte er. Gespräche mit seinem Amtskollegen sind geplant. Kritik, dass weder Obama noch andere hohe US-Vertreter in Paris waren, wies Kerry zurück.