Zwölf Tote bei Massaker in Redaktion einer Satirezeitschrift. Täter können fliehen. Rache für Mohammed-Karikaturen?

Paris. Ein Terroranschlag trifft die westliche Welt ins Herz: Mit Kalaschnikows bewaffnete Täter haben am Mittwoch die Redaktion der islamkritischen Satirezeitschrift „Charlie Hebdo“ in Paris überfallen und dort ein Massaker verübt. Zwölf Menschen wurden getötet, darunter zwei Polizisten. Acht weitere Personen wurden verletzt, vier davon lebensgefährlich.

Die drei Attentäter konnten flüchten. Präsident François Hollande sprach von einer unbeschreiblichen Barbarei. Zugleich rief die Regierung für Paris die höchste Terrorwarnstufe aus. Hollande wandte sich am Abend im Fernsehen an seine schockierte Nation. Er ordnete für heute einen nationalen Trauertag an, überdies sollen die Landesflaggen drei Tage auf halbmast gesetzt werden. Und er rief seine Landsleute auf, sich durch den Terror nicht spalten zu lassen: „Unsere beste Waffe ist unsere Einheit.“

Nach Medienberichten sollen nun die Namen der Täter bekannt sein. Es soll sich um die Brüder Said K., 34, und Cherif K., 32, aus Paris sowie den 18-jährigen Hamyd M. handeln.

Auf Videoaufnahmen ist zu sehen, wie die schwarz vermummten Männer mit Kalaschnikow-Gewehren in das Gebäude von „Charlie Hebdo“ in der Innenstadt von Paris stürmen. Einer der Männer schreit „Allahu akbar“ („Gott ist groß“), dann sind Schüsse zu hören. Auch die Windschutzscheibe eines Polizeifahrzeugs wird von Kugeln durchsiebt. Für ihre Flucht verwenden die Täter ein gestohlenes Fahrzeug. Unter den Toten befinden sich Chefredakteur Stephane Charbonnier sowie mehrere Zeichner. Sie wurden von den drei Angreifern bei einer Redaktionskonferenz überrascht.

Bereits 2011 war die Wochenzeitung Ziel eines Brandanschlags gewesen, nachdem sie eine Karikatur des Propheten Mohammed auf ihrer Titelseite veröffentlicht hatte. Bildliche Darstellungen Mohammeds sind im Islam verboten. Nach Angaben der Polizei hatte das Wochenmagazin zahlreiche Drohungen erhalten, weswegen die Redaktion seit einiger Zeit unter ständiger Polizeibewachung gestanden habe.

In der gestern erschienenen neuen Ausgabe von „Charlie Hebdo“ wird ausführlich das neue Buch von Michel Houellebecq mit dem Titel „Unterwerfung“ thematisiert. Es spielt in einem vom Islam dominierten Frankreich. Dagegen hatte es heftige Proteste von Muslimen gegeben.

Hollande sagte, es gebe keinen Zweifel, dass es ein politisch motivierter Anschlag sei: „Wir werden die Angreifer bestrafen und so lange jagen wie nötig.“ In den vergangenen Wochen seien bereits mehrere Anschläge vereitelt worden. Bedrohte Einrichtungen würden verstärkt geschützt. Dazu gehören religiöse Stätten ebenso wie Verkehrsknotenpunkte, Medienbüros und Einkaufszentren.

Mehrere Vertreter der Muslime in Frankreich verurteilten die Tat scharf. Die Täter seien kriminelle Barbaren, die ihre Seele an die Hölle verkauft hätten.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) betonte in einem Telegramm an Hollande, die Tat sei nicht nur ein Angriff auf die Franzosen und die innere Sicherheit Frankreichs. „Sie stellt auch einen Angriff auf die Meinungs- und Pressefreiheit dar, ein Kernelement unserer freiheitlich-demokratischen Kultur, der durch nichts zu rechtfertigen ist“, schrieb sie. Bundespräsident Joachim Gauck sprach den Franzosen sein Beileid aus. Zugleich rief er dazu auf, sich weiter für Freiheit, Menschenrechte und Demokratie einzusetzen.

US-Präsident Barack Obama sagte, sein Land werde Frankreich dabei unterstützen, die Täter dingfest zu machen. Der russische Präsident Wladimir Putin drückte sein „tiefes Mitgefühl für die Angehörigen der Opfer und auch für die Menschen von Paris und alle Franzosen“ aus. Nach Angaben von Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) gibt es derzeit „keine konkreten Hinweise auf vergleichbare Anschlagsplanungen in Deutschland“ : „Die Lage ist ernst, es gibt Grund zur Sorge und Vorsorge, aber nicht zur Panik.“

In Hamburg haben sich am Abend etwa 120 Menschen getroffen, um der Opfer des Anschlags zu gedenken. Die Teilnehmer versammelten sich gegen 19 Uhr spontan vor dem Hamburger Rathaus. Sie hielten Kerzen und Ausgaben der Satirezeitung in den Händen.