Redakteure und Karikaturisten durch Satire in Lebensgefahr

Berlin. Flemming Rose hat seine leidvollen Erfahrungen mit fanatischen Islamisten in einem Buch verarbeitet. Es trägt den Titel: „Tyrannei des Schweigens“ und ist eine 500-Seiten-Sammlung von Aufsätzen und Essays über die Meinungsfreiheit und ihre Grenzen. Rose hält in dieser Hinsicht nicht viel von Grenzen, hat er nie. Schon im Jahr 2005 nicht, als er – damals Feuilleton-Chef der dänischen Zeitung „Jyllands-Posten“ – in Auftrag gegebene Mohammed-Karikaturen gedruckt und damit für heftigen Aufruhr in der islamischen Welt gesorgt hatte.

Dänische Flaggen brannten damals in den Straßen von Casablanca bis Karatschi. Die Proteste hielten über Monate an, 150 Menschen starben. Im Februar 2008 deckten die dänischen Sicherheitsbehörden Mordpläne gegen den „Jyllands-Posten“-Zeichner Kurt Westergaard auf, der den Propheten Mohammed mit einer Bombe im Turban zu Papier gebracht hatte. Zwei Jahre später entging Westergaard nur knapp dem Anschlag eines Islamisten, weil er sich in einen Notraum retten konnte und von dort die Polizei alarmierte.

Satire kann ironisch, sarkastisch, manchmal verletzend sein. Aber sie ist immer eine friedliche Art der Kritik gewesen. Doch zu dieser Differenzierung reichte es bei den Fanatikern nicht. Das radikalislamische Netzwerk al-Qaida instrumentalisierte die Wut auf die dänischen „blasphemischen Beleidigungen“ und verübte einen Bombenanschlag auf die Botschaft in Islamabad, bei dem acht Menschen starben.

Beeinflusst kollektiver Hass radikaler Muslime die Arbeit einer Redaktion in einem demokratischen Land? Der 57-jährige Rose, inzwischen Außenpolitik-Chef von „Jyllands-Posten“, hatte die Karikaturen mit dem erklärten Ziel veröffentlicht, der in Europa um sich greifenden Selbstzensur, die er erkannt haben wollte, ein Zeichen für die freie Meinungsäußerung entgegenzusetzen. „Ich verteidige kompromisslos die Meinungsfreiheit, weil ich der festen Überzeugung bin, dass Gewalt da beginnt, wo Worte fehlen“, sagte er. Bereue er es, die Karikaturen veröffentlicht zu haben? Roses Antwort: „Das ist eine hypothetische Frage, aber ich würde sagen, ich bereue es nicht. Mir diese Frage zu stellen ist das Gleiche, als würde man ein Vergewaltigungsopfer fragen, ob es bereue, in einem kurzen Kleid in die Diskothek gegangen zu sein.“