Seoul. Nach Ansicht der südkoreanischen Regierung hat das abgeschottete Nordkorea inzwischen die „maßgebliche“ Technologie, um einen kleinen Atomsprengkopf zur Bestückung einer Rakete zu bauen. Die Fähigkeiten des Landes zur Herstellung einer derartigen Waffe hätten ein „bedeutsames Maß“ erreicht, hieß es am Dienstag aus dem Verteidigungsministerium in Seoul. Pjöngjang verfüge zudem vermutlich über 40 Kilogramm waffentauglichen Urans aus der Wiederaufbereitung von Brennstäben und arbeite an Anreicherungstechniken.

Nordkorea hatte zuletzt drei Atomtests vorgenommen, den bislang letzten im Februar vergangenen Jahres. Südkorea befürchtet zudem, dass das Land inzwischen über die nötigen Mittel verfügt, Langstreckenraketen zu bauen, die das US-Festland treffen könnten. Im Jahr 2012 war es Pjöngjang geglückt, einen Satelliten ins All zu befördern. Unklar ist aber, ob auch die Technologie bereits vorhanden ist, um Geschosse aus dem Weltraum wieder in die Atmosphäre eintreten zu lassen. Dies wäre für einen Angriff mit Interkontinentalraketen nötig.

Die südkoreanische Präsidentin Park Geun-hye begrüßte den vom nordkoreanischen Machthaber Kim Jong-un in seiner Neujahrsansprache geäußerten Willen zu Gesprächen „auf höchster Ebene“ zwischen beiden Ländern. Beide Länder sind formal im Kriegszustand, weil nach dem Koreakrieg der Jahre 1950 bis 1953 kein Friedensvertrag geschlossen wurde. Kim verband sein jüngstes Gesprächsangebot mit der Forderung, gemeinsame Manöver Südkoreas und der USA einzustellen, was Seoul ablehnt. Erstmals seit Jahresbeginn schickten Aktivisten aus Südkorea wieder Luftballons mit Flugblättern nach Nordkorea. Die Rede war von etwa 300.000 Ballons. Die Aktionen sind immer wieder Anlass für Spannungen zwischen beiden Ländern.