Nur in Deutschland und Malta hat sich die Lage auf dem Arbeitsmarkt verbessert

Berlin. Finanzkrise, Bankenkrise, Euro-Krise. Wann immer in den vergangenen Jahren die Wirtschaftslage in Europa zur Sprache kam, dominierten negative Attribute. Leider vollkommen zu Recht, wenn man die Zahl der Menschen ohne Job als Maßstab nimmt: Seit 2007 sind in der Euro-Zone 3,8 Millionen Arbeitsplätze verloren gegangen. Das zeigen Berechnungen der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY.

Die mit Abstand meisten Jobs fielen in Spanien weg. Das Land verzeichnete im vergangenen Jahr fast 3,3 Millionen Beschäftigte weniger als noch 2007, ein Minus von 16 Prozent. In Griechenland waren sogar 23 Prozent der Arbeitsplätze betroffen, was ein Minus von gut einer Million Jobs bedeutet. Italien verlor 871.000 Arbeitsplätze, das kleinere Portugal 570.000. Die wenigen Länder, in denen die Beschäftigung zunahm, konnten die Verluste in weiten Teilen Europas nicht ausgleichen.

Das größte Jobplus verzeichnete Deutschland: Hierzulande kamen über die Jahre 2,2 Millionen Arbeitsplätze dazu. Dadurch sank die Arbeitslosenquote um 3,6 Punkte auf 5,1 Prozent. Die Zahl der Erwerbstätigen hat 2014 das achte Jahr in Folge einen neuen Höchststand erreicht. Wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mitteilte, waren im vergangenen Jahr durchschnittlich 42,6 Millionen Menschen mit Wohnort in Deutschland erwerbstätig – also knapp ein Prozent mehr als im Vorjahr. Eine solch positive Bilanz hat in den Krisenjahren nur ein einziges weiteres Euro-Land erreicht: In Malta ging die Arbeitslosenquote leicht um 0,5 Prozentpunkte zurück. Überall sonst waren 2014 mehr Menschen ohne Arbeit als noch 2007. Doch nun gibt es gewisse Zeichen der Hoffnung: In mehreren Krisenländern scheint sich die Lage zum Besseren zu wenden. „In Spanien scheint die Trendwende geschafft zu sein“, glauben die Experten von EY (früher Ernst & Young). Nach einer Rekordarbeitslosigkeit von 26,1 Prozent im Jahr 2014 könnte die Quote 2015 auf 23,8 Prozent sinken, prognostizieren die Wirtschaftsprüfer. Für Italien und Frankreich, aber auch für Deutschland erwarten sie einen in etwa stagnierenden Wert.

Mittelfristig rechnet EY dennoch damit, dass die Arbeitslosenquoten in ganz Europa sinken – wenn auch nur langsam. Die Rückkehr in gute alten Zeiten bedeutet das nicht. „In den Krisenländern wird die Arbeitslosigkeit in den kommenden Jahren zwar sinken, aber mittelfristig dennoch weit über dem Vorkrisenniveau liegen“, erwarten die EY-Experten. In Spanien und Griechenland etwa wären immer noch doppelt so viele Menschen ohne Job wie 2007. Und das Ganze 13 Jahre nach Beginn der Krise. Folgt man dieser Prognose, steht den Beschäftigten in diesen Ländern nicht nur ein verlorenes Jahrzehnt bevor – sondern eine noch deutlich längere Leidenszeit.