Militärgericht verurteilt 54 Soldaten wegen Meuterei zum Tode. Die Männer hatten sich geweigert, drei von der Terrorgruppe Boko Haram überrannte Städte zurückzuerobern. Klagen über schlechte Waffenausrüstung.

Nigeria versucht mit drakonischen Mitteln, seine Streitkräfte im Kampf gegen islamistische Terroristen zusammenzuhalten. Ein Militärgericht verurteilte 54 Soldaten wegen Meuterei zum Tod durch Erschießen. 43 ihrer Kameraden würden ebenfalls vor Gericht gestellt, sagte ihr Verteidiger Femi Falana am Donnerstag. Sie sollen sich alle geweigert haben, gegen die radikalislamische Terrororganisation Boko Haram in den Kampf zu ziehen. Falana kündigte an, die Hinrichtung verhindern zu wollen.

Die 54 Soldaten hatten den Befehl, drei im August von Boko Haram überrannte Städte zurückerobern. Falana sagte, sie hätten sich der Anordnung widersetzt, weil sie nicht genügend Waffen gehabt hätten. Fünf Angeklagte seien in dem Fall freigesprochen worden. Den 43 anderen Soldaten werde Meuterei gegen die Siebte Division vorgeworfen, eine der Einheiten, die an vorderster Front gegen die Extremisten kämpft.

Falana sagte, die Männer seien zum Tode verurteilt worden, weil sie mit ihrer Forderung nach Waffen die Armee des Landes blamiert hätten. Der Angriffsbefehl sei einer Aufforderung zum Selbstmord gleichgekommen. Die Einheit der Verurteilten im Alter zwischen 21 und 25 Jahren sei durch Attacken von Boko Haram stark dezimiert worden. Sie hätten eine ordentliche Bewaffnung verlangt, die ihnen auch zugesagt worden sei. Doch dann hätten sie ohne ausreichende Ausrüstung angreifen sollen. Die Befreiung der drei Städte sei erst geglückt, nachdem Verstärkung eintraf.

Falana sagte, die Forderung nach ausreichender Bewaffnung habe die Armeeführung bloßgestellt. Korrupte Offiziere steckten sich das Geld für Sold und Waffen in die eigene Tasche. Anstatt solche unpatriotischen Verhaltensweisen vor Gericht zu bringen, legten sich die Militärbehörden ins Zeug, um unschuldige Soldaten ohne rechtliche Grundlage an die Wand zu stellen.

Zwölf Soldaten waren bereits im September wegen Meuterei und versuchten Mordes an einem Kommandeur zum Tode verurteilt worden. Sie hatten ihren Vorgesetzten für eine unbekannte Zahl toter Soldaten verantwortlich gemacht, denen in einer Nacht auf einer Straße aufgelauert worden war, die häufig von den Rebellen angegriffen wird.

Nigerianische Soldaten beschweren sich regelmäßig, dass sie der Boko Haram waffentechnisch unterlegen seien. Zudem prangern sie an, nicht voll bezahlt zu werden und auf den Schlachtfeldern ohne ausreichend Munition und Nahrungsmitteln zurückgelassen zu werden.

Boko Haram hat eine Reihe von nigerianischen Städten und Dörfern unter ihre Kontrolle gebracht und im August ein islamisches Kalifat entlang der Grenze zu Kamerun ausgerufen. In den vergangenen Wochen konnten Spezialkräfte der Regierung mindestens vier Städte zurückerobern. Am Donnerstag wurde ein Angriff von Islamisten auf die Stadt Gumburi im Nordwesten bekannt. Nach Angaben fliehender Dorfbewohner töteten sie 35 Menschen und nahmen mindestens 185 Geiseln.

Tausende Menschen wurden während des bislang fünf Jahre andauernden Aufstands der islamistischen Rebellen getötet. Rund 1,3 Millionen Nigerianer flohen aus ihren Häusern, Zehntausende davon nach Kamerun, Tschad und Niger.