Ankara. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat Kritik der EU an den Razzien gegen Medien entschieden zurückgewiesen. „Sie schreien Pressefreiheit, aber das hat damit nichts zu tun“, sagte Erdogan am Montag. „Uns kümmert es nicht, was die EU sagt oder ob die EU uns als Mitglied akzeptiert“, sagte der konservative Staatschef. Die Razzien seien eine notwendige Reaktion auf das „schmutzige Vorgehen“ seiner Gegner gewesen.

Die türkische Polizei hatte am Sonntag unter anderem die Redaktion der Zeitung „Zaman“ durchsucht. Das Blatt steht dem islamistischen Geistlichen und Regierungskritiker Fethullah Gülen nahe. Insgesamt wurden bei landesweiten Razzien nach Berichten des staatlichen Rundfunks zwei Dutzend Personen festgenommen, darunter hochrangige Medienvertreter und ehemalige Polizeichefs.

Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini und Erweiterungskommissar Johannes Hahn erklärten daraufhin, das Vorgehen sei mit dem Recht auf Pressefreiheit nicht vereinbar und laufe den europäischen Werten zuwider. Die Bundesregierung kritisierte die Razzia mit deutlichen Worten: Es sei nicht erkennbar, wie das gezielte Vorgehen der türkischen Polizei gegen Journalisten mit den Grundprinzipien von Meinungs- und Pressefreiheit in Einklang zu bringen sei, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Montag in Berlin. Auch die USA äußerten sich besorgt. Sie riefen die Türkei „als Freund und Verbündeten“ auf, nichts zu unternehmen, was gegen die Pressefreiheit und die Unabhängigkeit der Justiz verstoße.

Mit den Razzien eskalierte der Streit zwischen Gülen und Erdogan erneut. Gülen lebt seit 1997 in den USA im selbst gewählten Exil, nachdem die türkischen Behörden ihm islamistische Umtriebe vorhielten. Erdogan, der Gülens Auslieferung beantragt hat, wirft den Anhängern seines einstigen Verbündeten in Polizei und Justiz unter anderem vor, Tausende Telefonate abgehört und die Aufnahmen als Teil eines inszenierten Korruptionsskandals lanciert zu haben. Gülen weist die Vorwürfe zurück.